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Low-Budget-Kick

Es gibt Menschen, die klagen, es würde zuviel Fußball im Fernsehen gezeigt. Seit Mittwoch weiß man: Anhänger der TuS Dassendorf gehören nicht dazu. Vom samstäglichen DFB-Pokal-Spiel des Clubs gegen Unterhaching waren zwar einige Schnipsel im TV zu sehen. Doch hilfreicher wäre es gewesen, wenn wenn eine Kamera das Geschehen beim vorgestrigen Oberliga-Spiel in Billstedt eingefangen hätte.

Was war passier? Nach 24 Minuten lief Marquardt allein aufs Billstedter Tor zu, passte zur Seite auf Degen, der genau ins lange Eck traf. Zu genau, denn das Netz hatte einige Löcher zu wenig – und dafür ein ganz großes zu viel. Durch dieses entwich der Ball und rollte ins Toraus.

Die Folge: Schiedsrichter Frank erkannte das Tor nicht an. Auf stürmisches Nachfragen erhielt Dassendorfs Co-Trainer Jan Schönteich von einem Linienrichter die Auskunft, es sei kein Abseits gewesen. Also Abstoß, weil: Schuss nicht durchs Tor, sondern am Tor vorbei? „Ich weiß nicht, was er sich dabei gedacht hat“ staunte TuS-Coach Peter Martens nach dem Spiel.

Die Billstedter hatten es besser. Aydin (39.) zirkelte den Ball ins heile Tor auf der anderen Seite. Die Halbzeitpause wurde genutzt, um das weitmaschige Netz zu flicken, in das Ostermann (60.) und Adioglu (90.) nach dem Seitenwechsel zum 3:0-Endstand trafen.

Protestieren werden die Dassendorfer nicht, es wäre auch aussichtslos. Denn nach dem Spiel erklärte das Schiri-Gespann, Degen habe bei seinem Phantom-Tor nun doch im Abseits gestanden. Da es von der strittigen Szene keine beweiskäftigen Bilder gibt, überrascht der Bewusstseinswandel des Referee zwar, reicht aber, um das Ergebnis wasserdicht zu machen: Gegen eine Abseits-Entscheidung – und sei sie noch so nachträglich – lässt sich kaum Protest einlegen.

Nach der mutmaßlichen Transformation einer Fehlentscheidung in eine nicht justiziable Tatsachenentscheidung bleiben den Dassendorfern nur drei Möglichkeinen: In den kamerareichen Profibereich aufsteigen, ihre Torszenen konsequent auf Super-8 selbst filmen, oder einfach hoffen, dass das Ungeheuer von Loch Netz nicht noch einmal zuschlägt. pille

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