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Aussortiert bei der Passkontrolle

betr.: Rechtsradikalismus in Deutschland

Man fühlt sich in Deutschland schon wohl, man findet immer einen Kreis, der einen aufnimmt. Aber wenn man eine Wohnung oder Arbeit sucht, fängt der Moment an, wo man sich an seine Hautfarbe, an seine Herkunft erinnert. Der latente Rassismus greift die Psyche an und zerstört sie. Als schwarzer Mann fühlt man die Abstoßung schon, wenn man in Frankfurt oder Brüssel auf dem Flughafen landet. Die Schwarzen werden schon vor der Passkontrolle aussortiert. Was für Gefühle bekommt man dann?

Weiter hat man sein ganzes Studium lang mit einer diskriminierenden Gesetzesregelung zu tun: Für in Deutschland studierende Ausländer wird kein Unterschied zu deutschen Studierenden betreff Versicherungen, Miete, Fahrkarten oder Steuern gemacht; aber sobald ich einen Job suche, z. B. irgendwo Teller waschen, muss mein Arbeitgeber nachweisen, dass er weder Deutsche noch EU-Bürger gefunden hat, warum? So fängt die Klassifizierung an. Warum soll man NPD-Mitglieder aus dem Staatsdienst entlassen, wenn theoretisch jeder Beamter das legale Mittel hat, sich diskriminierend zu verhalten?

Ich konnte in keinem einzigen deutschen Schulbuch etwas über die Sklaverei in Afrika und die Folgen bis in die jüngere Geschichte nachlesen. Es steht nirgendwo, dass Afrikaner im Ersten und Zweiten Weltkrieg in Europa auf deutschem Boden gekämpft haben.

Meine Enttäuschung war sehr groß, weil ich ähnlichen Unterricht wie in meiner Heimat erwartet habe. In der zehnten Klasse war deutsche Geschichte von der Kaiserzeit über die Weimarer Republik bis zum Zweiten Weltkrieg Bestandteil meines Geschichtsunterrichts in Benin.

Alle müssen etwas tun, um solch tragische Fälle wie Rostok, Solingen, Düsseldorf zu vermeiden. LUC DEGLA, Vorsitzender desVereins Afrikanischer Studierender, Braunschweig

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