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Erst im letzten Absatz Verständnis

betr.: „Schwieriger Verzicht auf Vergeltung“, taz vom 2. 9. 00

Es stimmt leider, dass die Leitungsebene der Landsmannschaften rechtslastig ist. Ich finde es aber nicht in Ordnung, dass man bei jeder Verlautbarung der Vertriebenen verlangt, sie müssten auch von dem sprechen, was vorausging. Denn die Verbrechen des Dritten Reichs gehen das ganze Deutschland an, nicht nur die, die es dann ausbaden mussten. Die einfachen Menschen, die in den Heimatkreisen sind, wollen Erinnerungen pflegen und hoffen auf Verständnis der nicht Betroffenen für ihre leidvollen Erfahrungen. Herr Giordano drückt das in seinem Leitartikel aus, aber erst im letzten Absatz. Bis dahin haben die meisten Betroffenen die Lektüre längst abgebrochen. Gerade bei liberalen Kreisen sehen sie so vor allem den erhobenen Zeigefinger und das überhebliche Unverständnis der Nichtbetroffenen. So fühlen sie sich eher von den Latusseks vertreten und landen in der rechten Ecke.

Stattdessen fand ich Artikel in der polnischen Presse, die sich mit der Vertreibung der deutschen Bevölkerung kritisch auseinander setzen (das Nachrichtenmagazin Wprost, Gazeta Wyborcza aus tschechischer Sicht) und offen über die damit verbundenen Grausamkeiten berichten. Was geschehen ist, darf nirgends unter den Teppich gekehrt werden, das ist die Voraussetzung für eine zukünftige Gemeinsamkeit und Aussöhnung der Völker.

KLAUS LOBISCH, Pfarrer i. R., Gauting

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