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Vorbei die Zeit der Schmeicheleien

betr.: „Pitbull aus dem Plattenbau“, taz vom 1. 9. 00

Da staunt der feinsinnige Zeitungsleser nicht schlecht, wenn er mal seinen Blick von der hehren Kultur abschweifen lässt und seine Nase in den Sportteil bedeutender Westzeitungen steckt. Seit etlichen Tagen ist dort eine Kampagne gegen den 1. FC Energie Cottbus und seinen Trainer Geyer im Gange. Einen Höhepunkt erreichten die Tiraden seltsamerweise in der taz. Wir wundern uns.

Offenbar können wir es unseren Freunden aus dem Westen einfach nicht recht machen. Nun vergibt Energie in seiner unendlichen Güte Spiel um Spiel drei Punkte nach Wessiland und dennoch sind sie sauer. So euer Klaus Bittermann, der einen wild aus dem Ruder laufenden Artikel angefertigt hat. Was ist da nur los? Welch schlimmer Virus wütet da auf den Festplatten?

Bittermanns Thema ist zwar die Ästhetik, aber in echt widmet er sich einer ganz schlimmen Sache, die bereits der alte Römer Seneca streng verboten hat. Nämlich einem Menschen das Menschliche abzusprechen und ihm tierische Eigenschaften zuzuschreiben. In bester altdeutscher Sprachregelung vergleicht Bittermann den Cottbusser Fußballtrainer Eduard Geyer mit einem Pitbull, ein Tier, das in jüngster Zeit ganz aus den Schlagzeilen gekommen ist. Und so steht denn weiter geschrieben: „Das Böse befindet sich nicht mitten unter uns, wie immer behauptet wird, sondern nahe der polnischen Grenze.“

Ja, verehrter Leser, da wird kein Blatt mehr vor den Mund genommen, die Zeiten sind vorbei, da unsereiner von der Westjournaille umschmeichelt wurde, da unser feinsinniges Wesen gelobt, vor unseren Erfolgen abgekniet und unsere innere Schönheit bestaunt wurde. Vorbei, vorbei!

Kein Mensch in Cottbus und Umgebung will die Bundesliga halten. Eine Spaßsaison, mehr ist nicht drin, das kann man mal machen. Stress, nein danke. Fußball in Cottbus ist nur ein Gag, bestenfalls ein moralphilosophischer Erfahrungstrip. Für euch da drüben geht es aber um Leben oder Tod, wenn wir herzlich ablachen, die Tore offen wie Scheunen stehen und die Verteidiger gemächlich über den Platz traben. Also wettert Herr Bittermann übermotiviert los. Wir müssen uns leider distanzieren. Das Tischtuch ist zerschnitten, Companeros. ELIAS TROMMER, Dresden

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