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Mozart kann man nicht lernen!

■ Andras Schiff spielt dem Musikfest exklusiv eine Mozartiade

Nach dem durchschlagenden Erfolg, den der ungarische Pianist Andras Schiff im vergangenen Jahr beim Musikfest mit der Aufführung von sieben Mozart-Klavierkonzerten hatte, lag es nahe, die Zusammenarbeit mit ihm zu vertiefen. In der Tat ist das, was jetzt unter dem Titel „Mozartiade“ zusammengestellt wurde, als Rarität zu bezeichnen: Entweder man hört die Quartette (häufig) oder die Klavierwerke (seltener), die Violinsonaten und das späte Divertimento in Es-Dur (fast nie).

Andras Schiff hat Mozarts Kammermusik unter inhaltlichen Gesichtspunkten zusammengefasst, und so sind Programme zustande gekommen, die die Gattungen auf erhellende und sinnvolle Weise mischen: Streichquartette, Violinsonaten, Klavierwerke, Streichtrio und Klavierquartett.

„Wir müssen neue und erfrischende Formen finden, um auch junge Leute wieder in die Konzerte zu locken“, meinte er anlässlich der Pressekonferenz für die drei Mozartkonzerte. „Es ist auch wichtig, starre Festivalstrukturen wie die Engagements von Orchestern, die überall auch spielen, zu unterlaufen“: So gibt es den für Bremen geschaffenen Mozart-Zyklus auch nur für Bremen. Mit von der Partie ist das fabelhafte „Quatuor Mosaiques“, der Cellist Miklós Perényi und die Geigerin Yuuko Shiokawa: „Ich bin sehr wählerisch mit meinen Partnern.“

Schiff kommt schnell auf die Inhalte und besonders die Interpretation von Mozart heute. Der 1953 geborene Musiker, dessen vollkommen unaufgesetztes Spiel noch gut im Ohr ist: „Man sagt immer, viele Wege führen zur Wahrheit. Bei Mozart sind es sehr viel weniger als bei Bach und Beethoven. Man muss das ausdrucksvoll spielen, ohne zu übertreiben. Dynamik, Tempi, alles muss vollkommen natürlich sein“. Auf die Frage, ob er denn der Meinung sei, dass man Mozart per Affinität in sich habe oder nicht, dass man seine Musik, krass gesprochen, nicht lernen könne, meinte er: „Ja!“ Das, was da historisch – spieltechnisch, artikulatorisch, dynamisch – zu lernen ist, sei ein Überbau, allerdings ein notwendiger.

Da Schiff – und da ist er in guter Gesellschaft mit der aktuellen Mozartforschung – die Kammermusik von Mozart für dramatisch hält – und umgekehrt die Opernmusik für kammermusikalisch – führt sein interpretatorischer Weg nun zur Einstudierung der Opern: Als Erstes wird er in Edinburgh konzertant „Cosi fan tutte“ dirigieren. Konzertant? „Diese Musik braucht keine Inszenierung. Sie ist eine.“ Schiff, der in Florenz lebt, hat außer den traumhaften Bedingungen, die ihm das Musikfest für seinen Mozart-Zyklus bietet, noch andere Gründe, nach Bremen zu kommen: „Ich liebe diese Stadt, sie hat tolle Räume. Die obere Rathaushalle ist für die Musik, die wir jetzt machen, ein Traum.“ Ute Schalz-Laurenze

Konzerte 17.9., 11 Uhr, 18.9., 20 Uhr, und 20.9., 20 Uhr im Rathaus

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