Schüsse aus Rache

■ Prozess wegen versuchten Mordes an Mitarbeiterin des Sozialamtes Osdorf

Einer musste Schuld daran sein, dass er ganz nach unten gerutscht war. Dass erst sein Geschäft pleite ging, er kaum mehr Geld zum Leben hatte und dann auch noch seine Wohnung verlor, Zwangsräumung. Horst H. wählte die Sachbearbeiterin im Sozialamt Osdorf als Verantwortliche aus, die ihm regelmäßige Sozialhilfe verweigert hatte. Am 28. März schoß er Karin W. in ihrem Büro nieder. Der Amoklauf wird ab morgen vor dem Hamburger Landgericht verhandelt.

Karin W. hat die Tat knapp überlebt. Der Schütze ist wegen versuchten Mordes und versuchter schwerer räuberischer Erpressung angeklagt. Am Morgen des Tages, an dem er auf Karin W. schoß, hatte bei ihm der Gerichtsvollzieher vor der Tür gestanden. Der Computer-Fachmann bewohnte eine Ein-Zimmer-Wohnung in einem Hochhaus in Osdorf. Seit er arbeitslos war, konnte er die Miete nicht mehr zahlen. Vom Sozialamt bekam er nur Überbrückungsgeld, aber keine regelmäßige Unterstützung: „Als gesunder, arbeitsfähiger Mann war er erst einmal selbst für seinen Lebensunterhalt verantwortlich“, so die Leiterin der Osdorfer Ortsdienstelle, Doris Mandel.

Der Gerichtsvollzieher räumte ihn aus seinem Zimmer in die Obdachlosigkeit. Horst H. nahm eine Pistole, ging ins Büro der Sozialamtsmitarbeiterin und schoss. Er stellte sich selber bei der Polizei und sagte aus, er habe aus Rache gehandelt. ee