das sydney-syndrom: Wyrwoll-Mystery
In grauer Zukunft werden wir mit ein paar Seniorenfreunden in einem schmuddeligen Altersheim-Bums sitzen, umrahmt von Multimedialem, uns zitternd Likörchen einschenken und die schönen Zeiten herbeischmachten. Damals, 2000, wisst ihr noch, die Olympiade in Peking?? Quatsch, das war nicht Peking, das war Barcelona, Fisselhövede, nein, Sydney war’s!!! Sydney, diese Stadt mit dem Operndings, das aussieht wie ein Hut von Philip Treacy.
Übrigens haben das auch die Setdesigner der Sat-1-Serie „Star Trek: Deep Space Nine“ gemerkt und haben einer ihrer bösen Heldinnen (Kay Win) die Oper kurzerhand aufgesetzt. Jedenfalls, wenn wir dann später zusammensitzen und an Olympia 2000 denken, dann piesackt vielleicht einer von uns die anderen mit der gemeinen Frage: „Wer waren denn noch die Hauptsponsoren der Spiele im öffentlich-rechtlichen Fernsehen (das es damals noch gab)?“ Wer präsentierte uns die Spiele, bei denen erst am fünften Tag von einem „erfolgreichen Tag für die deutschen Athleten“ gesprochen wurde? Bei dem Deutschland nach 93 von 300 Entscheidungen im Medaillenspiegel auf Platz 11 lag (drei Gold), hinter Rumänien (vier Gold, ätsch!), und Lettland gaaaaanz hinten, mit nur einer einzigen Bronzemedaille? Welcher nette Lette den Taler umhängen durfte, fällt uns bestimmt nicht mehr ein. Aber an die dpa-Meldung „Nur Wyrwoll kam durch“ erinnern wir uns. „Ein totes Pferd, ein Reiter mit Beckenbruch und zahlreiche Stürze: Der Geländetag der Military-Einzelkonkurrenz lieferte am Donnerstag weltweit erschreckende TV-Bilder. Dabei lief der Geländeritt im Horsley Park noch vergleichsweise glimpflich ab. Seit Mai 1999 sind zwölf Militaryreiter tödlich verunglückt“, kommentierte die dpa damals trocken. Und um die kryptische Wyrwoll-Mystery zu erklären: so hieß die Reiterin. Wie die Hauptsponsoren hießen, wissen wir jedoch garantiert nicht mehr. Ach doch: Obi war dabei. JENNI ZYLKA
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