: Gedopt bis zur Entwässerung
Bulgarische Olympiasiegerin Dragnewa und Kollege Minchew müssen ihre frisch gewonnenen Medaillen zurückgeben
SYDNEY dpa ■ Nach Iwan Iwanow wurden am Donnerstag zwei weitere bulgarische Medaillengewinner des Diuretika-Missbrauchs überführt. Dies bestätigte das Nationale Olympische Komitee (NOK) Bulgariens. Bei den Ertappten handelt es sich um Isabela Dragnewa, Olympiasiegerin in der Klasse bis 48 Kilogramm, sowie Sewdalin Minchew, Dritter bis 62 kg. Beide verlieren ihre Medaillen. Silber hatte am Mittwoch ihr Landsmann Iwan Iwanow zurückgeben müssen.
Dem ganzen bulgarischen Team droht nun nach den Regeln des Gewichtheber-Weltverbandes IWF der Ausschluss. Das Exekutivkomitee des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) wird heute die neuen Fälle beraten. „Wir wissen nicht, wie dieser Cocktail mit den Diuretika in den Körper der Athleten gekommen ist“, rätselt nun Bulgariens NOK- Präsident Iwan Slawkow. Alle Sportler seien unmittelbar vor den Spielen kontrolliert worden und sauber gewesen.
In einer Sitzung in der Nacht zum Freitag beschloss das NOK, zunächst kein Strafgeld in Höhe von 50.000 Dollar an die IWF zu zahlen, um den Verbleib der sauberen Heber im olympischen Wettbewerb zu sichern. Nach den IWF-Regeln wird eine Mannschaft ausgeschlossen, wenn innerhalb eines Jahres drei Sportler positiv auf Dopingmittel getestet werden. „Wir wollen mit der IWF eine Übereinkunft treffen“, hoffte Slawkow auf den Verbleib der drei weiteren Bulgaren im Olympia-Wettbewerb. Nach seinen Angaben war allen drei Dopingsündern aus seinem Land exakt die gleiche Menge Diuretika im Urin analysiert worden. Das Mittel wird zur Körperentwässerung und damit zur Gewichtsabnahme sowie zur Maskierung von illegalen Drogen verwendet. Schon 1988 hat Bulgarien das gesamte Gewichtheber-Team von den Olympischen Spielen in Seoul zurückgezogen – ebenfalls wegen Diuretika-Missbrauchs.
1992 in Barcelona und vier Jahre später in Atlanta waren keine Athleten dieser Sportart auffällig geworden. Diesmal hatte es bereits am Eröffnungstag der Spiele einen Eklat gegeben, als zwei Rumänen nach Trainingskontrollen positiv waren. Damit hatte der rumänische Verband drei Dopingfälle in diesem Jahr und hätte eigentlich von Olympia ausgeschlossen werden müssen. Mit 50.000 Dollar erkaufte sich das rumänische NOK jedoch das Startrecht für seine noch nicht positiv getesteten Heber.
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