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Atommüll nach Frankreich soll rollen

Erste Bahntransporte nach La Hague Ende Oktober erwartet. Lange vorbereiteter Widerstand angekündigt

BERLIN taz/dpa ■ Seit gestern sind alle Atommülltransporte wieder offiziell genehmigt. Als Letztes stempelte das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) gestern die Transporte nach Frankreich. Die dabei verwendeten so genannten Stachelbehälter waren die am heftigsten kritisierten Stahlbehälter. Laut Wolfram König, Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz in Salzgitter, wurde durch Auflagen insbesondere sichergestellt, dass künftig die international festgelegten Grenzwerte für die radioaktive Verunreinigung auch bei diesen Behältern aus Frankreich eingehalten werden.

Wegen radioaktiver Kontaminationen an Transportbehältern waren im Mai 1998 alle Transporte eingestellt worden. Die AKW-Betreiber und ihre Atomtransport-Töchter hatten die Kontaminationen jahrelang verschwiegen.

Die jetzt erteilten Genehmigungen sind nach Angaben des BfS bis zum 31. Dezember dieses Jahres befristet. Wann von ihnen Gebrauch gemacht wird, sei Sache der Kraftwerksbetreiber und des Transporteurs, der Nuclear Cargo + Service GmbH (NCS).

Die Anti-Castor-Bewegung rechnet mit den ersten Zügen Richtung Frankreich für Ende Oktober. „Der erste Transport wird vom AKW Philippsburg aus starten“, so gestern Jochen Stay, Sprecher der bundesweiten Kampagne „X-tausendmal quer“. Die Betreiber dächten, die Transporte ins Ausland seien der Weg des geringsten Widerstands, vermutet Stay. Das wird nicht der Fall sein, meint er: „Die Transporte werden der Kristallisationspunkt des Anti-Atom-Widerstands sein. Wir hatten zwei Jahre Zeit, uns vorzubereiten.“

Zu den beiden Reaktoren in Philippsburg bei Karlsruhe kündigen sich schon jetzt Atomkraftgegner aus ganz Deutschland an. Im Anschluss an die heutige Anti-Atom-Demo im Wendland wird eine zweitägige Sonderbundeskonferenz der Bewegung stattfinden, um Genaueres zu besprechen.

Ein Problem bleibt weiterhin: Die schadlose Verwertung des in den abgebrannten Brennstäben enthaltenen Bombenmaterials Plutonium ist noch nicht geklärt. Nach derzeitigem Stand müsste das in der WAA in Frankreich gewonnene Plutonium zu so genannten Mischoxidbrennstäben verabreitet und wieder in deutschen Reaktoren verwendet werden. Davon gibt es aber bei den entsprechenden Betreibern nach derzeitigem Stand eventuell keine oder nicht genug. Die Genehmigung erfolgte trotzdem, so das Bundesumweltministerium (BMU), weil das Problem bei den diesjährigen Transporten noch nicht akut ist. Das BMU wies aber die zuständigen Bundesländer an, den Sachverhalt zu prüfen.

REINER METZGER

Infos über Anti-Castor: www.x1000malquer.de,www.oneworldweb.de/castor

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