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Auswärts ist die Realität

■ Nach dem 2:0-Sieg des FC St. Pauli gegen Bielefeld bleibt die braun-weiße Weste makellos

Da wird die Fußballsprache wieder zur martialischen Kriegsberichterstattung. Das Millerntor ist wieder eine uneinnehmbare Fes-tung, die Macht am Millerntor haben wieder die Hausherren übernommen, der Kampfgeist ist wieder da, man sucht die Zweikämpfe, im Duell Mann gegen Mann sind die Jungs unschlagbar, da wird der Schneid abgekauft und marschiert, als wäre eine ganze Blaskapelle hinter dem FC St. Pauli her. Und alles nur, weil die Braun-Weißen im eigenen Stadion in schöner Regelmäßigkeit siegen.

Am Samstag musste Arminia Bielefeld als Sparringspartner herhalten. Die Millionen-Truppe von Trainer Hermann Gerland war als Favorit angereist, nach der 0:2-Niederlage musste der Coach bekennen: „Uns ist es nicht gelungen, in 90 Minuten auch nur eine Torchance zu erspielen.“ Was sich die Ki-cker des Bundesliga-Absteigers – und heißen Anwärters auf den Wiederaufstieg – erlaubten, war schlicht eine Frechheit. Das fanden zumindest die mitgereisten Anhänger und jubelten nach dem Schlusspfiff lieber den Profis von St. Pauli zu.

Vor allem die hochgelobten Stürmer wie Bruno Labbadia, Christian Wück oder der für 2 Millionen Mark von Hertha BSC Berlin erworbene Illja Aracic versagten auf ganzer Linie. Oder, positiv gewendet, die Angreifer bekamen gegen die Hamburger Beton-Union in der Abwehr kein Bein auf den Boden. Libero Holger Stanislawski und seine Manndecker Zlatko Basic und Daniel Scheinhardt sind derzeit der Garant dafür, dass Gegentore Mangelware bleiben. Zumindest in der heimischen Arena.

Denn während St. Pauli zu Hause auf drei Siege und 11:0 Tore bli-cken kann, kassierten sie auswärts bereits neun Treffer. „Darum werden wir auch nach diesem Sieg auf dem Teppich bleiben“, versicherte der ordentlich aufspielende Regisseur und Torschütze Thomas Meggle, „wir bekommen ja auswärts immer wieder die Realität zu spüren.“

Zum Beispiel am kommenden Samstag. Dann muss der FC St. Pauli in Mönchengladbach antreten. „Die Borussia möchte in dieser Saison ja sehr viel erreichen. Dafür muss sie uns aber erst einmal schlagen“, sagt Trainer Dietmar Demuth in der Hoffnung, auswärts endlich einmal Stärke zu beweisen. Das klingt ein wenig nach dem Pfeifen im Walde und ein wenig nach protzigem Imponiergehabe. Das hat Demuth eigentlich nicht nötig. Die Borussen werden sich trotz solch markiger Sprüche wohl kaum vor Angst in die Hose machen. Aber Respekt zeigen werden sie am Wochenende schon.

Eberhard Spohd

St. Pauli: Weber, Scheinhardt, Stanislawski, Basic, Wehlage (ab 73. Trejgis), Lotter, Trulsen (ab 73. Stacek), Meggle, Rahn, Patschinski (ab 81. Bajramovic), Klasnic

Bielefeld: Curko, Hofschneider, Klitzpera, Reinhardt, Gansauge (ab 28. Straal), Bode, Everson (ab 46. Aracic), Borges, Wück, van der Ven (ab 68. Porcello), Labbadia

Sr.: Janssen – Z.: 17.600

Tore: 1:0 Wehlage (49.), 2:0 Meggle (61.)

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