PDS-STUDIE ZU FRAUEN ZEHN JAHRE NACH DER EINHEIT
: Die Erwerbsneigung der Ostfrau

Tief im Osten, wo die Sonne untergeht, ist die Frauenarbeitslosigkeit doppelt so hoch wie im Westen. Und noch zwei- bis zweieinhalbmal größer ist die „reale Unterbeschäftigung“ der ostdeutschen Frauen. So nämlich wird die Bereinigung der Arbeitslosenstatistik von ABM- und SAM-Stellen, Umschulungsmaßnahmen und Bilanzfälschungen aller erdenklichen Art genannt. Diese und andere interessante Daten und Fakten zeigt die gestern von der PDS-Bundestagsfraktion vorgelegte Studie „Frauen in Deutschland – Zehn Jahre nach der Einheit“.

Geübte Zwischen-den-Zeilen-LeserInnen erkennen, was Führer der führenden Partei in Thüringen, der CDU, längst öffentlich benennen: Die Bilanz in den Ostlandschaften, die der Kanzler „aufblühend“ nannte, als er unlängst hinsah, wird vermiest durch die ungesunde Erwerbsneigung der Ostfrau.

Deshalb ist die Ostfrau auch viel öfter als die Westfrau in befristeten Arbeitsverhältnissen zu finden, und Teilzeit arbeitet sie doch bloß, weil Vollzeitangebote fehlen, nicht etwa vor allem aus familiären Rücksichten wie all die mütterlichen Frauen im Westen.

Damit nicht genug! Wird die Ostfrau Unternehmerin, versucht sie zu allem Überfluss, auch noch möglichst andere mitzuzerren. Resultat: Während im Westen über 60 Prozent der Unternehmerinnen keine Beschäftigten haben, gibt es im Osten nur rund 52 Prozent Einfrauunternehmen. Aus ungesunder Tradition entstammt hier nicht nur die Neigung zum Erwerb an sich, sondern auch noch zum Erwerb im Kollektiv.

Damit aber immer noch nicht genug! Die Ostfrau hat sich seit 1991 auch verstärkt im Westen verbreitet. Bilanzmäßig gesehen zogen über 300.000 Frauen mehr aus dem Osten weg als aus dem Westen zuzogen.

Da scheint große Gefahr im Verzuge: dass auch das gesamtdeutsche Weib immer mehr verostet. Denn die Frauenstudie zeigt, was diese Frauen noch in ihrem mentalen Gepäck haben: vor allem die höhere Neigung zur Ehescheidung und zum Alleinerziehen von Kindern und die gleiche Neigung, erst viel zu spät zu heiraten.

Ansonsten haben Frauen in zehn Jahren gesamtdeutscher demokratischer Grundordnung alles erreicht, was sie durften: acht Hundertstel der Professuren; sechsundsechzig Hundertsel des Einkommens von Männern; Sozialhilfe für jede dritte Alleinerziehende.

Oder anders gesagt: Die Frau – der beste Freund des Menschen. CHRISTIANE KLOWEIT

Christiane Kloweit ist Kabarettistin undarbeitet im Frauenzentrum Weimar.