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Slobo, schleich dich!

Europa erklärt Jugoslawiens Staatschef Slobodan Milošević bei den Präsidentschaftswahlen für besiegt. Opposition feiert bereits ihren Erfolg, doch das Regime gibt sich noch nicht geschlagen

BERLIN taz ■ Es sollte ein Chor sein, der klar und deutlich bis nach Belgrad gehört wird: In fast allen europäischen Hauptstädten hieß es gestern, Slobodan Milošević habe die Präsidentschaftswahlen in Jugoslawien allem Anschein nach verloren. Das Oppositionsbündnis DOS, angeführt von Vojislav Kostunica, sei schon aus dem ersten Wahlgang als Wahlsieger hervorgegangen. Die bislang vorliegenden Ergebnisse ließen keinen anderen Schluss zu. Diese Botschaft erscholl am Montagnachmittag unisono von Paris bis Moskau. In der russischen Hauptstadt erklärte Bundeskanzler Gerhard Schröder, er sei mit Russlands Präsident Wladimir Putin bei ihrem Treffen einig gewesen, dass die jugoslawische Bevölkerung für einen demokratischen Wandel gestimmt habe. Russland war im Kosovo-Krieg die wichtigste Stütze des Belgrader Regimes gewesen.

Noch bevor offizielle Ergebnisse vorlagen, erhöhten damit die europäischen Regierungen den politischen Druck auf Milošević. Sie hatten einen massiven Wahlbetrug vorausgesagt und sind nun plötzlich erfreut über das unerwartet gute Abschneiden der Opposition.

Nach Auszählung der Hälfte aller 10.000 Wahllokale habe Kostunica 55 Prozent der Stimmen errungen, sagte ein Sprecher des Oppositionsbündnisses DOS am Montagmittag. Milošević liege dagegen bei lediglich 36 Prozent. Um jetzt noch einen zweiten Wahlgang zu erzwingen, müsse Milošević mehr als 400.000 Stimmzettel fälschen, erklärte DOS-Sprecher Cedomir Jovanović.

Kostunica, dessen Wahlerfolg schon in der Nacht von 20.000 Anhängern in Belgrad gefeiert wurde, reklamierte den Sieg eindeutig für sich. „Dies ist unser gemeinsamer historischer Augenblick, ein neues Morgengrauen für Serbien und Jugoslawien, das Morgengrauen unserer Freiheit“, sagte er. Auch eine eventuelle Stichwahl in zwei Wochen bedeute den Sieg des demokratischen Serbiens, sagte er.

Doch noch gaben sich die Unterstützer Milošević’ nicht geschlagen. Die Generalsekretärin der Sozialistischen Partei (SPS), Gorica Gajević, räumte am Montag auf einer Pressekonferenz Stimmenverluste ein. Nachdem 37 Prozent der Stimmen ausgezählt seien, führe Milošević mit 45 Prozent, Herausforderer Kostunica habe 40 Prozent der Stimmen bekommen. Milošević ließ sich gestern den ganzen Tag nicht sehen. Die erwarteten Siegesfeiern der Regierenden in der Nacht zum Montag waren ausgeblieben.

„Die Ankündigungen möglicher Siege durch Milošević sind unglaubwürdig“, hieß es in einer Erklärung der OSZE. Bundesaußenminister Joschka Fischer sah eine absolute Mehrheit für Kostunica. Die Wahlbeteiligung von mehr als 75 Prozent in Serbien beweise, dass die Bevölkerung „die richtungsweisende Bedeutung der Wahlen erkannt hat“ und einen aktiven Beitrag zum demokratischen Wandel leisten wolle. STEFAN SCHAAF

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