Preis für Chemiker

Zwei Amerikaner und ein Japaner erhielten Nobelpreis für Chemie. Sie entdeckten, wie Kunststoff elektrisch leitet

BERLIN taz ■ Auch beim Nobelpreis für Chemie kamen drei Männer zu Ehren. Der ebenfalls mit rund 2 Millionen Mark dotierte Preis geht dieses Jahr an die beiden US-Forscher Alan J. Heeger (64) und Alan G. MacDiarmid (73) und den japanischen Wissenschaftler Hideki Shirakawa. Ausgezeichnet würden sie für ihre Arbeiten auf dem Gebiet der elektrisch leitenden Kunststoffe, teilte die königlich-schwedische Akademie der Wissenschaften gestern in Stockholm mit.

Normalerweise wird Kunststoff zur Isolierung von elektrischen Leitern verwendet. Die drei Nobelpreisträger entdeckten in den 70er-Jahren jedoch, dass Kunststoffe durch gezielte Modifizierungen elektrisch leitend gemacht werden können.

„Heeger, MacDiarmid und Shirakawa waren auf diesem Gebeit Pioniere“, erklärte das Preiskomitee in ihrer Begründung. Damit Kunststoff elektrischen Strom leiten kann, muss er abwechselnd Einfach- und Doppelbindungen zwischen den Kohlenstoffatomen aufweisen. Zusätzlich müssen einzelne Elektronen entfernt werden, sodass Lücken entstehen. Diese „Löcher“ und zusätzliche Elektronen können sich entlang der Kunstoffkette bewegen – sie wird elektrisch leitend.

Leitende Kunststoffe werden zum Beispiel verwendet oder sind derzeit in der industriellen Entwicklung für antistatische Mittel, die bei der Herstellung von fotografischen Filmen benutzt werden. Sie finden aber auch Verwendung beim Strahlenschutz an Computerbildschirmen oder „intelligenten“ Fenstern, die im Sommer das Sonnenlicht zurückhalten können.

In Zukunft, so wird gehofft, können die Erkenntnisse aus der Polymerforschung dazu beitragen, Computer noch kleiner zu machen. Elektronische Bauteile sollen dann nur noch aus einem einzelnen Atom bestehen.

WOLFGANG LÖHR