no pharao ... (3)
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von BJÖRN BLASCHKE

Kürzlich beschrieb ich hier den Nachweis deutscher Biochemiker, dass sich im ägyptischen Genpool eine Anlage befindet, die für eruptive Bauwut in Verbindung mit maßloser Lust auf Baustoffe verschiedenster Arten sorgt. Dabei spricht man vom „NO-Pharao“-Gen (Not-Only-Pharaos).

Für Ägypten-Reisende hat diese genetische Abartigkeit Konsequenzen: Sie finden am Mittelmeer – zwischen Suezkanal und Libyen – praktisch keine Möglichkeit, planschen zu gehen, weil die Ägypter nämlich alle, aber auch wirklich alle Zugänge zum Mittelmeer verbaut haben. Von Port Said bis Marsa Matruh und zurück bilden Tausende aufs engste nebeneinander stehende Ferienapartmenthochhäuser eine hypergigantomanische Reihenhaussiedlung. Nur wer aber eine dieser wie auch immer gearteten Wohngelegenheiten besitzt, kann auch ans Meer.

Wer in diesem Teil des Landes Urlaub machen will, braucht Freunde, zumindest einen Menschen, der einem zeigt, wo die Lücken im Baukastensystem sind: Ich habe zum Glück solche Freunde, die mich an einem schönen Nachmittag in ihr Auto stopften und in das von Alexandria rund 80 Kilometer entfernte El Alamein kutschierten. Dort besuchten wir zunächst unsere im Wüstensand begrabenen Wüstenfüchse sowie deren Gegner, die auf der anderen Straßenseite verscharrt sind, und anschließend ein Hotel, dessen hauseigenen Strand wir beliegen durften – gegen ein Entgelt, das jedoch eine Mahlzeit einschloss.

Ich verspeiste ein Gericht namens „Koshari“, eine Speise, die aus Kichererbsen, Reis und Nudeln zusammengekocht wird und dann eine Verfeinerung von Tomaten, Röstzwiebeln und diversen Gewürzen erfährt. Wie jedes andere ägyptische Essen auch – zum Beispiel Foul Moudammas, das aus roten Saubohnen bereitet wird – beginnen die Ingredienzen unmittelbar nach der Aufnahme im Magen nachzuquellen, um sich dann zu einem dicken Klumpen zu verdichten, der Gourmet und Gourmette in eine tiefes Fresskoma versetzt. Koshari hält auf diese Weise von jeder erdenklichen Arbeit ab und löst sich erst nach 24 Stunden mit einem großen Pups – pünktlich zur nächsten Koshari-Speisung. Woher ich das so genau weiß, werde ich an dieser Stelle nicht näher ausführen. Lediglich eines sei erwähnt: Bevor meine Freunde mich am Abend nach Alexandria zurückrollten, spielte man am Strand mit meinem Körper Prellball.

Nur auf Koshari auch ist zurückzuführen, dass die Ägypter ihr Land noch nicht, wie es im NO-Pharao-Gen festgelegt ist, mit einer riesigen Pyramide überdacht haben. Und das legt eines nahe: Obwohl die Ägypter Koshari als eines ihrer Nationalgerichte bezeichnen, stellt die Speise in Wirklichkeit die Rache der Israelis dar. Das auserwählte Volk sandte sie, nachdem Moses es aus dem Land des Pharaos fortgeführt hatte. Schon damals wussten die Israelis, wie sie ihre Nachbarn ruhig stellen können. Aber erst wenn sie diese höchst koschere Waffe auch gegen die Palästinenser einsetzen, wird Koshari wohl ein Fall für den UNO-Sicherheitsrat.