: Geh, örlose taz!
betr.: „Gurke des Tages“, taz vom 9. 10. Leserbrief dazu „Oscar für Peter Maffey“, taz vom 13. 10. 00, „Es war ein schöner Tag, der letzte im August . . .“, taz vom 10. 10. 00
Ich gehe davon aus, dass ihr als Zeitung, die ihr besonderes Augenmerk auf gesellschaftliche Minderheiten und deren Rechte habt, schon einmal von der Gebärdensprache der Gehörlosen gehört habt. Die Gehörlosen und die ihnen verbundenen Menschen kämpfen seit Jahrzehnten für die Anerkennung der Deutschen Gebärdensprache (DGS) als rechtlich der Lautsprache gleichgestellte Sprache. Auch die neue Bundesregierung tut sich damit äußerst schwer.
Die von euch abgedruckte Fotoserie hat nun leider gar nichts mit den in der DGS verwendeten Gebärden zu tun, eine korrekte Übersetzung des Textes wäre jedoch durchaus möglich. Durch die äußerst dümmlichen Pseudogebärden und den entsprechenden Gesichtsausdruck der Person entsteht der Eindruck, er (der vermeintlich Gehörlose) sei nicht unbedingt einer der hellsten Köpfe.
Genau diesen Eindruck haben jedoch auch viele Mitmenschen im Kontakt mit Gehörlosen. [...] Dies liegt jedoch nicht an den mangelnden Fähigkeiten, sondern an der mangelnden Kenntnisnahme und Akzeptanz der Gehörlosen und ihrer Gebärdensprache. Anders in den USA: Dort gibt es eine Universität für Gehörlose mit einem gehörlosen Direktor. Die deutschen gehörlosen Studenten hätten in einem Linienbus Platz. [...]
JOCHEN GÖHLER-JETSCHMANN, Seelze
Natürlich kann man politisch und menschlich korrekt dies alles als Missgriff verurteilen. Aber, liebe Gehörlose, warum freut ihr euch nicht? Ihr seid für witzfähig erklärt worden. Was kann es Menschlicheres geben? Es war nicht abfällig, sondern einfach lustig. Lacht einfach mit und jammert nicht, dass man euch – wieder mal – nicht nett behandelt hat. Verflucht seien die Netten, sie heucheln nur, sind übervorsichtig, trauen sich nicht, nehmen euch eigentlich nicht ernst. Also, wie wär’s mal mit mitlachen? [...]
JENS KOCH, Stelle
Die Redaktion behält sich den Abdruck sowie das Kürzen von Briefen vor. Die erscheinenden LeserInnenbriefe geben nicht notwendigerweise die Meinung der taz wieder.
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