Atmen oder Staub schlucken

■ Die Tagung „medien@theater“ fragt nach Gegenwartsbezug

1986 forderte Thomas Meine-cke: „Theater zu Parkhäusern“, was tatsächlich kurze Zeit später einer Bühne in Detroit widerfuhr. Um kein ähnliches Schicksal zu erleiden, versucht das Theater immer wieder, an aktuelle Themen oder Kunstformen anzuknüpfen. Manchmal ist das Pop, oft Politik und nun: Neue Medien. Die Tagung „medien§theater“ wird heute und morgen versuchen, an eine der schwerfälligsten Kunstarten die Frage nach dem Gegenwartsbezug zu richten.

Während Monitore, Mikrophone und Videobeamer längst zur Standardausrüstung am Theater zählen, sieht es mit medialen Inhalten anders aus. Soll das Theater mit der schnellen Schnittweise und kurz-fristigen Themenwahl des Fernsehens konkurrieren oder dagegenarbeiten? Mit den Titeln der einzelnen Gesprächsrunden und Vorträge wie „Theater im medialen www.wunderland“ oder „Soaps, Karaoke und Big Brother – Medien auf der Bühne“ soll anscheinend vor allem eines verdeutlicht werden: dass Bühnenmenschen immer noch wissen, was draußen in der Welt los ist. Doch www.theater.de klingt ungefähr so fortschrittlich und fetzig wie ein Fortbildungslehrgang der Bäckerinnung in der Programmiersprache Basic.

Denn was nützt der Beweis, von technischen Neuerungen schon mal gehört zu haben, wenn all der bürgerliche Pomp und das veraltete Pathos in dicken Staubschichten auf den Sprechbühnen liegen bleibt? Wenn Monitore und Sit-Coms auf der Bühne mit dem Ausbildungsvokabular des vorletzten Jahrhunderts in Szene gesetzt werden, wirkt das ungefähr so, als würde man das frühe Ford T-Modell immer noch für die Spitze der Autoentwicklung halten. Von einer Diskussion über Theater als Medienanstalten ist da kaum der nötige Modernisierungs-Drive zu erwarten. Nikola Duric

heute, 14 Uhr: „Spielen bis zum Verlöden oder Schluss mit lustig?“ mit Tom Stromberg und Maxim Biller; 16.30 Uhr: „Schnittstellen zur Wirklichkeit: Neue Medien im Gegenwartstheater“ mit Kathrin Tiedemann; 20 Uhr: „Theater im medialen www.wunderland “ mit Ulrich Khuoun u.a.; morgen, ab 11 Uhr, Kampnagel; Info-Tel.: 030/44 35 60 60