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Eine Kammer für Psychotherapeuten

■ Heute Abend tritt zum ersten Mal die Psychotherapeutenkammer Bremen zusammen / Berufsvertretung soll Ansehen und Interessen der Branche stärken / Fragen und Kritik im Vorfeld

Die Bremer PsychotherapeutInnen kommen heute Abend im Queens Hotel zur Gründungssitzung ihrer Kammer zusammen. Bremen ist das erste Bundesland mit Psychotherapeutenkammer – notwendige Folge aus dem Gesetz, das die reguläre Kostenübernahme durch die Krankenkassen ermöglicht, sofern PsychotherapeutInnen eine Approbation, sprich staatliche Zulassung, haben. Rund 450 „psychologische Psychotherapeuten“, so die offizielle Bezeichnung der TherapeutInnen mit Approbation, aus Bremen und Bremerhaven, sind eingeladen. Die GründerInnen rechnen damit, dass mindestens die Hälfte kommt. Für Auseinandersetzung ist gesorgt.

Die neue Kammer hat vor allem etwas mit Selbstbewusstsein zu tun. Damit, dass der Beruf von PsychotherapeutInnen nun als Heilberuf formal dem der ÄrztInnen gleichgestellt ist. „Die Kammer ist eine Körperschaft öffentlichen Rechts, die“, so weiß der Brockhaus, „Angehörige eines Berufszweiges zur Selbstverwaltung ihrer gemeinsamen Angelegenheiten zusammenfasst.“ Sie soll Qualität überwachen, sich um Schlichtung im Streitfall kümmern, für Fortbildung sorgen und nicht zuletzt, so Gisela Ripke vom Gründungsausschuss, „für Patienten da sein.“

Ripke ist Kinder- und Jugendlichentherapeutin und vertritt die Analyse, eine von vielen Richtungen der Branche. Zwei weitere sind im Ausschuss vertreten: die Tiefenpsychologie sowie die Verhaltenstherapie. Die zehn Männer und Frauen des Gründungsausschusses verteilen sich auf fünf verschiedene Berufsverbände. Nach „Hauen und Stechen“ zwischen den einzelnen Fachrichtungen auf Bundesebene, so ein Insider, sei die Vorbereitung in Bremen gänzlich friedlich vonstatten gegangen.

Dennoch dürfte das erste Treffen heute Abend nicht ganz so friedlich werden. Denn es gilt, Weitreichendes und Kompliziertes zu beschließen: die Satzung. Ein Entwurf wurde allen Eingeladenen zugeschickt. Gegenentwürfe sind auch schon da. Besonders umstritten könnte die Beitragsregelung werden. Einkommensabhängig soll sie sein, so das Votum des Gründungsausschusses. Das sei gerecht. Vielverdiener zahlen viel, Wenigverdiener wenig. Dafür müsse aber das Einkommen offengelegt werden, so die Kritiker, und eine solche Berechnung mache hohen Verwaltungsaufwand nötig – was sich wiederum auf die Beiträge niederschlage. Sie plädieren für Pauschalen.

Die Offenlegung sei kein Problem, kontert Ripke, die Daten muss die Kammer sowieso geheimhalten. „Und wer nicht will, wird eben nach Höchstsatz eingestuft.“ Über möglichen Verwaltungsaufwand habe man noch nicht nachgedacht.

Dass die Kammer als kleine Kammer mit Beitragssätzen, die im Rahmen anderer Kammern liegen, möglicherweise nicht allen Aufgaben gerecht werden kann, fürchtet Peter Hegeler, Landesgruppensprecher der Deutschen Gesellschaft für Verhaltenstherapie (DGVT). Er hat auch noch eine andere Sorge: Dass die Interessen der angestellten und verbeamteten TherapeutInnen nicht ausreichend berücksichtigt würden. Schließlich sei die Kammer auch ein „Servicebetrieb“. Nach Gesprächen mit dem Gründungsausschuss sei bereits einiges geklärt, aber Hegeler wird dennoch heute Abend „an einigen Punkten Fragen stellen, die nicht ganz bequem sind.“ sgi

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