: Ballermann – Export Leitkultur?
betr.: Leitkultur
„Der Berliner Innensenator Jörg Schönbohm verlangt von integrationswilligen Ausländern die Anpassung an eine ‚deutsche Leitkultur‘.“ (Berliner Zeitung, 4. 7. 98)
Die CDU klaut bei sich selbst – damit Merz auch einmal ein bisschen Lärm machen darf. Damit Rau nicht mitreden kann, wird aber doch zugegeben, dass das Thema „Partei-Politik“ sei. Da müsse sich Rau raushalten. Wenn „deutsche Leitkultur“ kein Thema für unseren Bundespräsidenten ist, was dann? Ballermann? (Export Leitkultur.) GÖTZ KLUGE, München
Frage an Leitkulturrhapsode Friedrich Merz: Müssen sich die in Spanien ansässigen Deutschen der spanischen Leitkultur anpassen? Und warum nicht? JOSÉ L. IGLESIAS, Brunsbeck
betr.: „Der Ruck am Rhein“ (Meyer: „Ich bin stolz, ein Deutscher zu sein.“) u.a., taz vom 30. 10. 00
Ich frage Laurenz Meyer: Was hat er dazu getan, um in Deutschland auf die Welt zu kommen? Welche Leistungen hat er dafür erbracht, um sich stolz fühlen zu können? [...]
Dankbar zu sein, wäre vielleicht das geeignetere Wort, dankbar für das Glück, hier geboren zu sein, in einem relativ sicheren Land, für das Geschenk eines Passes, ohne vor existenzieller Armut oder Krieg fliehen zu müssen und ohne die Demütigungen und Diskriminierungen, die Menschen aus anderen Ländern durch Deutsche erfahren. FRIDBURG THIELE, Berlin
[...] Wie können Teile der C-Parteien ein Verbot der NPD fordern und (fast) im gleichen Atemzug eben deren vorurteilsvolle Forderungen und Meinungen vertreten? Wie können sie implizit behaupten, „die Ausländer“ hielten sich nicht an das Grundgesetz und die daraus folgenden Gesetze? Mir fielen andere Schlagworte ein, die C-Politiker in den letzten Jahren gebrauchten: „Überfremdung“, „Durchrassung“, „Ausländer, die uns nützen ...“, „Integration ja, Doppelpass nein!“, „Kinder statt Inder“, „Deutsche Leitkultur“.
Wo lebe ich, da der Rechtsradikalismus klein geredet wird, der Linksradikalismus groß; da der Rechtsextremismus nicht als Gefahr für die potentiellen Opfer, sondern vor allem als Gefahr für das Image der BRD gesehen wird? Die C-Parteien (und Teile der übrigen) und mit ihnen ein (hoffentlich nicht allzu) großer Teil des „deutschen Volkes“ scheinen die Realität nicht sehen zu wollen, sehnen sich nach den Mythos von deutschen Blut (und Boden), glauben immer noch, dass ein Staat und seine Bevölkerung aus einem „Volk“ bestehen sollte, was nie der Fall war, verleugnen die schon bestehende Multikulturalität der BRD, wollen nicht einmal versuchen, sie noch besser funktionieren zu lassen. [...] Wollen sie Menschen (wieder) in Klassen einteilen, nach „Rassen“ einteilen? Nach Religionen und Hautfarben? Christlich, weiß und konservativ = gut, alles andere = schlecht? Wann sagt ihnen jemand, dass sie irrationale Ängste und Vorurteile mit rationaler Politik verwechseln, dass das, was sie als „Leitkultur“ propagieren, eine Hierarchie der Bevölkerungsgruppen ist, eine (vom GG verbotene) Diskriminierung Andersdenkender und Andersgläubiger. [...] MAGDALENA ECKSTEIN, Münster
betr.: „Ich liebe Deutschland“ (Gabi Zimmer, PDS), taz vom 28. 10. 00
Da war der alte Bundespräsident Heinemann (SPD) schon weiter: „Ich liebe meine Frau, nicht den Staat.“ (Ob für Frau Zimmer zur geliebten deutschen Leitkultur bald auch ein echtes Pogrom gehören wird? Verzeihung.)
Der Globus wird von wenigen Firmen verwaltet, da scheint ein geeintes Europa schon fast Nostalgie. Und jetzt wird Dfutschland (Zitat von einer Briefmarke nach dem Ersten Weltkrieg) wiederentdeckt. Na bravo. Oder sollte das ganze ein Irrtum sein und Frau Zimmer hat es nur so gemeint: Ich liebe Bratkartoffeln, schönes Wetter, Wollsocken und – Deutschland. Und wo bleibt Brahms? (Brahms ist die Anspielung auf einen Filmtitel der 60er).
HARTMUT BERNECKER, Bietigheim-Bissingen
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