berliner szenen
: cheerleader-wahlen

Hüpf, hüpf!

Das „New World Center“ in Wildau an der A 10 sieht genauso aus, wie der Name klingt: als ob jemand eine Billigtüte mit Amüsement mitten im ostigen Nirgendwo ausgeschüttet hätte. Großraumdisko samt Getränkechipkarte und angeschlossener Bowlingbahn: Hier tanzt also Samstags die High Society vor Königs Wusterhausen. Und hier wurde bei der Finalentscheidung am vergangenen Samstag entschieden, welches süße Mädchen ab 17 in der nächsten Saison dem Berliner Football-Team „Berlin Thunder“ einen vorpuscheln darf.

Die Jury oder, wie der Moderator in dem mit Sponsorplakaten, Videoleinwänden und mindestens sechs verschiedenen Bars voll gestopften Lichteffekteparadies sagt: „Dschüriee“ besteht aus Megastars: Sabrina!!!!! Aus dem „Big Brother“-Haus!!!! und: John!!! Auch aus dem „Big Brother-Haus!!! Dazu noch Yasmin Filali persönlich, das ist eine TV-Serien-Darstellerin aus „Die rote Meile“, der Sänger Björn Casapietra, irgendeine Ex-Miss-Irgendwas und der Promi-Bodyguard Achmed. Während sich die Jurorinnen an ihren Tisch setzen, dröhnt „Thunder“ von AC/DC durch den Raum, und die Mädels laufen ein, gefilmt „von Sat.1!“, lächelnd bis in die Haarspitzen und in ihren schönsten Röckchen/Stiefelchen/Shirtchen.

30 von 45 Finalistinnen muss die Jury wählen, erklärt der Moderator, also werden 15 Roxanas, Yvonnes, Melanies, Antjes und Dannis am Ende des Abends heulend nach Hause geschickt. Die Mädels gehn kurz weg, ziehen sich um, kichern ein bisschen auf dem Klo und kommen kurz danach in Dreierformationen und „körperbetontem Outfit“ (wie es auf der „Berlin Thunder“-Homepage heißt) mit Britney-Bäuchen wieder. Alle müssen dieselben paar Schritte zu irgendeinem Dutzend-Diskohit machen. Gar nicht so einfach: Arme wedeln, Kopf schwenken, Damenspagat, hüpf, hüpf, hüpf. Das ganze dauert pro Trio drei Minuten, dann klatschen die paar hundert Gäste zwischen 14 und 40 (Eltern!), und die drei Spätzchen lächeln.

Aber, das scheint der Trick zu sein, um den Job (100 Mark pro Cheerleader pro Spiel) nach Hause zu tragen: Die meisten schmeißen nach ihrem Auftritt schnell noch mal das eine oder andere Bein kerzengerade gestreckt in die Höhe und hüpfen dazu leicht nach. Dann wird der Arm geschwungen wie eine winkende Barbie. Amber, die US-amerikanische Trainerin, findet die Auswahl jedenfalls schwer, denn wir haben ja „so many great talents!“

Während sich die Großraumdisko immer mehr mit GroßraumdiskobesucherInnen füllt und nachdem jeder im Publikum den Disko-Hit mitsingen und die Schritte zumindest parodieren kann, ist das Ganze irgendwann vorbei.

Die „Big Brother“-Stars haben gewählt, die „Berlin Thunder“-Footballer haben neue Hupfdohlen, und Danni, Xenia, Antje, Stefanie – oder waren’s Melanie, Silke, Jana und Yvonne? – haben’s leider nicht geschafft. Aber ihnen bleibt ja noch die Chance, von der Tanzfläche weggecastet zu werden. Denn hübsche Mädchen kommen direkt in den aufregenden Wildauer Diskohimmel.

JENNI ZYLKA