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Tiefe Löcher auf dem rostroten Deck

■ Seelenverkäufer „Matrix“ sitzt weiter im Hafen wegen Sicherheitsmängeln fest

Der unter Panama-Billigflagge fahrende marode griechische Erzfrachter „Matrix“, der Ende voriger Woche von der „Portstate-Controll“ der Seeberufsgenossenschaft (SBG) mit einem Auslaufverbot versehen worden ist, muss auf unbestimmte Zeit im Hamburger Hafen bleiben. Der total verrostete Bull-Carrier ist indes von den Stahlwerken zum Schuppen 77 am Unikai verholt worden. „Das ist ein klassischer Warteplatz für Schiffe die Probleme machen“, sagt Ulf Christiansen von der Internationalen Transportarbeiter Föderation (ITF). Die Crew hat mit notdürftigen Reparaturarbeiten begonnen.

„Wir haben 44 Mängel festgestellt, davon sind 17 ein Festhaltegrund“, sagt Wilfried Kiesow von der SBG. So weist der 20 Jahre alte Schrotteimer nicht nur starke Korrosion am Rumpf auf, sondern die Decks sind vor Rost brüchig. Die Tanks waren überfüllt, Feuerschutztüren durchgerostet und die Feuerlöschanlage defekt. „Dabei hat die See-BG einige Sachen noch gar nicht gecheckt“, so Christiansen. So gebe es Anzeichen dafür, dass auch die Tanks marode sind und dass die Luken undicht sind. „Das kann bei schwerer See schnell zu Wassereinbruch führen“, weiß Christiansen. Auch ob die Stabilität im Inneren des Schiffes wegen des Rostes noch gewahrt ist, ist für den ITF-Mann fraglich. „Das Schiff kann ganz einfach auseinanderbrechen.“

Daher appelliert ITF an die zuständigen Aufsichtsbehörden, sich nicht mit „Minireparaturen“ zufrieden zu geben. Christiansen: „So ein Schiff darf nicht weiter fahren.“ Entweder gehe es in Hamburg in die Werft, oder dem Schiff müsse die Klassifikation entzogen werden. Wenn der Rostpott erst einmal den Hamburger Hafen verlassen habe, so sind sich Experten einig, ist der Seelenverkäufer „aus dem Blick und aus dem Sinn“.

Die Seeberufsgenossenschaft wartet ab. „Bevor das Schiff auslaufen kann, werden wir es noch einmal besichtigen,“ versichert Kiesow. „Es kann durchaus sein, dass wir noch weitere Mängel entdecken.“ Kai von Appen

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