: „High Tech City Bremen“
■ Während die CDU sich vorführen lässt, was Bremen alles an einem Platz unter den ersten „High Tech Cities“ fehlt, luden junge IT-Pioniere zum ersten „First Tuesday“
„High Tech City Bremen“ war das Motto, unter dem die CDU-Fraktion ins Universum-Hotel in den Technologiepark eingeladen hatte. Der Geschäftsführer der Boston Consulting Group, Dr. David R. Dean, war zum Vortrag über die zehn „Hot High Tech Cities der Welt“ eingeladen. Mit „Silicon Valley“ vor Boston „Route 128“ vor „Israel“ beginnt nach einer Studien der Boston Consult diese Liste. Bremen kommt da nicht vor, auch wenn in der Überschrift zu der CDU-Veranstaltung das Fragezeichen fehlte. Inzwischen seien viele Politiker an ihn herangetreten, erzählte Dr. Dean, und hätten gesagt: Schön, wenn wir nächstes Mal auch dabei wären ...
Voraussetzungen, die eine Stadt zum „rising star“ machen, sind eben sehr viel größere Investitionen in den Wissenschaftsbereich, machte Dean deutlich. Die CDU-Fraktion hat sich in Bayern gerade vorführen lassen, dass dort acht Milliarden Mark investiert würden, um Bayerns Hauptstadt als Standort attraktiver zu machen. Und dort sind Firmen wie Siemens schon mit Firmensitz vertreten. Hamburg ist immerhin unter den „Top 20“.
Hat Bremen eine Chance, wenigstens in diese Liga aufzurücken? Die Statements des breiten Podiums waren, wenn man sie auf diese Frage hin abklopfte, eher ernüchternd. Man müsse das „Potential aufspüren, um Bremen auf der Landkarte sichtbar zu machen“, war denn auch eine angemessen vorsichtige Formel. Das sei „auch eine Marketingaufgabe“, fomulierte Uwe Jensen, Geschäftsführer der Bremer Innovations-Agentur (BIA). Ein Vertreter einer jungen High-Tech-Firma verwies darauf, dass dreistellige Millionensummen in Bremen für Tourismus und Häfenbau ausgegeben würden, nicht für Technologie-Förderung. Es bestehe offenbar „auch intern nicht das Leitbild“ dafür.
Der CDU-Politiker Dieter Focke erinnerte stolz daran, dass seine Fraktion schon 1984 das Silicon Valley besucht habe. Er setzte darauf, „dass es uns gelingt“, 40 Millionen Mark Bundesmittel zu gewinnen für ein Biotechnologie-Forschungszentrum – aber auch das wird kein Element von „High Tech City Bremen“ sein, sondern in Bremerhaven die Meeresbiologie verstärken.
Der Fraktionsvorsitzende Jens Eckhoff meinte abschließen, „High Tech“ dürfe für den Präsidenten des Senats „kein Fremdwort sein“. In Bayern sei das Thema in der Staatskanzlei angesiedelt, Ministerpräsident Stoiber würde selbst regelmäßig Reisen in High Tech Regionen der Welt unternehmen – wenn US-Firmen dann bevorzugt nach München kämen, sei das kein Zufall.
Direkt im Anschluss an die CDU-Veranstaltung wurde wenige hundert Meter weiter, im BIBA-Gebäude neben dem Fallturm, Bremens erste „First Tuesday“-Party eröffnet, aber das war wohl eher ein Zufall. Zum „First Tuesday“ treffen sich in verschiedenen Städten der Welt junge IT-Pioniere (grüner Punkt) mit potentiellen Investoren von „venture capital“ (roter Punkt). Aus der Computer-Szene waren viele „VIPs“ da und nutzten die Kulisse des BIBA-Maschinenparks für small talk und ernsthafte Gespräche. Die wenigen roten Punkte im Raum zeigten, dass es mit dem „venture capital“ in Bremen nicht weit her ist. Immerhin kam Kurt Zech vorbei, der Bauunternehmer, der Bremen mit seinen innovativen Projekten verändert und sich oben auf dem alten Siemens-Hochhaus mitten in der City Bremen immerhin sechs gläserne High-Tech-Stockwerke vorstellen kann. K.W.
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