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Was Kindergarten und Universität gemein haben

Zehntausende demonstrieren heute mit einem „Sternmarsch für Bildung“ für eine radikale Verbesserung der Ausbildungsqualität

Vom Kindergarten bis zur Universität: Die Qualität der Bildung soll besser werden. Wenn heute der zweite Bildungs-Sternmarsch zum Roten Rathaus stattfindet, geht es längst nicht mehr nur um Unterrichtausfall und kleinere Klassen. Zu der Demonstration ruft ein breites Bündnis auf, das über den Dachverband der Kinder-und Schülerläden, zahlreichen Jugendprojekten bis hin zu den Asten der Universitäten reicht. Schon im März dieses Jahres hatten 30.000 Eltern, Schüler und Lehrer und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) gegen die Misere an den Schulen demonstriert.

„Wir wollen ein radikales Umdenken der Politiker“, fordert Burkhard Entrup vom Elternausschuss der Kindertagesstätte. Die Politiker müssen endlich „den Mut“ aufbringen, in Bildung zu investieren. Nicht nur in den Schulen, sondern auch in den Kitas, in Jugendfreizeiteinrichtungen, an den Universitäten. Entrup glaubt, dass eine Großdemonstration der richtige Weg sei, den Druck zu erhöhen.

Auch Wolfgang Schlaak vom Aktionsbündnis „Zukunft für Bildung“ hofft auf ein „deutliches Zeichen“. Schlaak, der den Sternmarsch im März initiiert hat, beurteilt die Wirkung ein bisschen skeptischer. Die regelmäßigen Gespräche mit der Schulverwaltung, die er seit Monaten führt, hätten zwar mehr Transparenz gebracht, resümiert der Vater zwei Kinder. Schulsenator Klaus Böger (SPD) zeige durchaus guten Willen, die Qualität der Schulen zu verbessern, doch das reiche nicht aus. „Der gesamte Senat muss kapieren, dass gute Bildung mehr Geld braucht.“ Er fühle sich „belogen und betrogen“ und verstehe nicht, warum die Koalitionsversprechen der Politiker nicht umgesetzt würden.

Schlaak hofft, dass wie im März 30.000 Menschen auf die Straße gehen werden. Dass aber eine langfristig mobilisierbare Massenbewegung entsteht, glaubt er nicht. „Es herrscht zu viel Einzelkämpfertum.“

Heiko Wichert von der IG Pumpepe, dessen Verein Kinder -und Jugendarbeit macht, ist ein bisschen optimistischer. „Das Bündnis wird bestehen bleiben, auch über die Demo hinaus.“ Da die finanziellen Mittel in allen Bereichen mittlerweile knapp seien, gebe es auch nicht mehr die Möglichkeit, dass die einzelnen Bildungsträger von der Politik gegeneineinander ausgespielt werden. Zukünftig müsse es Gesprächsforen und Diskussionsveranstaltungen mit einzelnen Politikern geben, um sie in die Pflicht zu nehmen. Denn: „Großdemos können nicht ständig stattfinden.“ JULIA NAUMANN

Der Sternmarsch beginnt am Samstag um 11 Uhr an sieben Treffpunkten (Wisbyer Str./Ostseestraße, Sportforum Hohenschönhausen, Bezirksamt Lichtenberg, Rathäuser Neukölln, Schöneberg, Charlottenburg und Wedding). Die Abschlusskundgebung findet um 13 Uhr am Roten Rathaus statt.

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