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Clintons innenpolitisches Minenfeld liegt in Vietnam

Dem US-Präsidenten sind bei seiner Vietnam-Reise morsche amerikanische Knochen wichtiger als die Aussöhnung mit dem früheren Kriegsgegner

WASHINGTON taz ■ „Vor 25 Jahren hätte er fahren sollen.“ Das sagen die Vietnam-Veteranen, die sich am Samstag zum „Veterans Day“ vor Washingtons Vietnam Memorial versammelten. Sie reagierten damit auf Bill Clintons Ankündigung, dass er als erster US-Präsident seit dem Fall Saigons nach Vietnam reisen und als erster US-Präsident überhaupt Hanoi besuchen werde.

Die Feindseligkeit vieler US-Veteranen gilt heute eher Clinton, der sich damals dem Krieg entzog, als ihren Ex-Feinden. „Die meisten Vietnamesen sind nach dem Krieg geboren und haben keine Erinnerung daran“, sagt Veteran Bob Whither, der beim Memorial mit einem Zelt an die „verschollenen oder möglicherweise noch gefangen gehaltenen Kameraden“ erinnert. Clinton brach am Sonntag nach Asien auf, wo er zuerst zum asiatisch-pazifischen Wirtschaftsgipfel nach Brunei fährt, bevor er nach Vietnam weiterreist. Schon seit einigen Jahren bemühen sich Washington und Hanoi um die Normalisierung ihrer Beziehungen. Bei der jetzigen Reise sind bestenfalls eine Ausweitung des Handels und ein technisches Abkommen zu erwarten. Auch wollen die USA bei der Aids-Bekämpfung helfen. „Das Wort ‚Reparationen‘ darf Clinton nicht über die Lippen kommen“, sagt die Außenpolitikexpertin Catharin Dalpino von der Washingtoner Georgetown-Universität. „Denn das würde vietnamesische Wiedergutmachungsforderungen für Agent-Orange-Schäden für Clinton zu einem Minenfeld machen.“

Hatte Clinton bei seinen Reisen nach Afrika und Mittelamerika mit Entschuldigungen für die Außenpolitik vergangener US-Regierungen Aufsehen erregt, ist ein ähnlicher Schritt in Vietnam nicht zu erwarten. „Das Schielen auf die Empfindlichkeiten zu Hause und auf die Veteranenverbände wird für den Präsidenten wichtiger sein als eine Geste der Versöhnung“, sagt ein Diplomat in Washington. Die Kooperation der Vietnamesen bei der Rückführung sterblicher Überreste von US-Soldaten bezeichnete Clinton als eines seiner wichtigsten Ziele. „Das Ausbuddeln vergammelter GI-Knochen hat Vorrang vor der Aussöhnung“, urteilt ein anderer Diplomat. PETER TAUTFEST

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