Ein Sieg muss sein

betr.: „DieWahl der Qual“ (US-Wahlen), taz vom 9. 11. 00

[...] Wenn uns die chaotische 2000er Wahl in den USA eins gezeigt hat, dann dass jene Recht hatten, die die USA als antidemokratisches und imperialistisches Land verdammten. Immer wieder propagierten US-Präsidenten, die Vereinigten Staaten seien der Inbegriff der Demokratie. Doch ist es eine Demokratie, wenn laut Verfassung lediglich zwei Präsidentschaftskandidaten antreten dürfen? Ist es eine Demokratie, wenn derjenige, der bundesweit nur 47 Prozent der Stimmen für sich gewinnt, Präsident wird und derjenige, welcher 49 Prozent auf seine Seite ziehen kann, verliert? Ist es Demokratie, wenn Milliardensummen ihre Besitzer wechseln? Von mächtigen Wirtschaftsunternehmen zu den Kandidaten? Die „Elections 2000“ haben uns eindeutig gezeigt, dass das amerikanische System, zumindest aber das Wahlsystem, ungerecht ist und eine Demokratie der Minderheit ist, während die Mehrheit außen vor bleibt. Ein System, in dem eine Krankenversicherung ein Luxus ist, den sich nicht jeder leisten kann, in dem Profit über alles steht.

Es kann doch keine Demokratie sein, wenn man lediglich entscheiden kann: Pest oder Cholera. Mit dem augenscheinlichen Sieg des Republikaners Bush verpasste Amerika die Chance, dem Ursprungsland des Kapitalismus ein etwas sozialistischeres Image zu geben. [...] MARTIN BEHRENS, Mönchengladbach

„Eine knappe Mehrheit ist noch keine Krise, 10. 11. 00

Mann o Mann, solche Vorschläge sind nur in echten Demokratien vorstellbar. Aber hier in Amerika? Nein, ein Sieger muss sein. Der gesamte amerikanische Traum bliebe auf der Strecke, wenn in einem Konkurrenzkampf nicht der Stärkere siegen würde. Auf der Straße sind sich die folks inzwischen einig. „Soll doch der Clinton noch ein, zwei Jahre weitermachen.“ Es wurde sowieso nur zwischen dem kleineren Übel gewählt.

THOMAS GEORGE-WILLIAMS, San Francisco

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