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Die Schlafphasen

Der Wechsel von Tief-, Leicht- und Traumschlaf ist entscheidend für das Wohlbefinden und die Gesundheit

Schlafforscher registrieren den Schlaf anhand von Hirnstromkurven (EEG) und unterteilen ihn in mehrere, einander abwechselnde Stadien: die REM-Phase (rapid eye movement), während der sich die Augen relativ schnell bewegen, sowie vier unterschiedlich tiefe Non-REM-Stadien. Die tiefsten sind besonders wichtig für die Erholung; fehlen sie, fühlt man sich am nächsten Tag unausgeschlafen. Die nächtliche Ruhe ist nicht nur durch unterschiedliche Schlafphasen gekennzeichnet, sondern auch durch Schwankungen der Spiegel einiger Hormone. So ist die Konzentration des Aufwachhormons Cortisol im Blut in der ersten Hälfte der Nacht sehr niedrig.

Das Träumen passiert in so genannten Traumphasen vier- bis sechsmal in der Nacht über maximal eine Stunde. Jeder Mensch träumt, auch wenn er sich später nicht mehr daran erinnern kann. Würde er direkt nach einer Traumphase geweckt, könnte er den Inhalt des Traumes erzählen. In diese Phase fallen schnelle Augenbewegungen. Wenn Menschen in die Welt der Träume wegsinken, haben sie oft durchaus konkrete Erlebnisse. Doch irgendetwas fehlt dabei fast immer: Die Träumer essen und trinken, doch schmecken und riechen sie nichts; sie verletzen sich, fühlen jedoch keinen Schmerz; sie gehen und rennen, aber strengen sich nicht an.

Alle Schlafstadien sind wichtig und gehen ineinander über. Zwischen den Schlafphasen wird man öfters wach, registriert es aber gar nicht. Das ist normal. Dauert die Wachphase länger als eine Minute, kann man sie wahrnehmen. Wälzt man sich dann unruhig und ärgert sich über die Schlafunterbrechung, so entwickelt sich ein Teufelskreis, der ein Weiterschlafen verhindert.

Das Schlafbedürfnis ist individuell sehr unterschiedlich und hängt außer vom Alter von der körperlich-seelischen Verfassung ab. Weder extrem kurzer noch langer Schlaf nützen der Gesundheit. Der Wechsel von Tief-, Leicht- und Traumschlaf ist entscheidend. Ein Säugling braucht etwa 20 Stunden Schlaf über den Tag verteilt, ein Kind zwischen 10 bis 12, ein Erwachsener 7 bis 8 Stunden.

Die Gehirnregion, die nachts zur Ruhe kommen lässt, wurde bereits entdeckt – der so genannte ventrolaterale präoptische Nucleus (VLPO). Im Schlaf sind die Zellen des VLPO aktiv, im Wachzustand dagegen zeigen sie keine Aktivität. Verantwortlich hierfür ist die Verschaltung zwischen dieser Gehirnregion und anderen Regionen, die „aufmunternde“ Hormone produzieren. Aktive Neurone des VLPO hemmen die Ausschüttung von wach haltenden Hormonen, und je weniger Hormone den Schlaf verhindern, desto mehr Neurone werden aktiviert. Diese Rückkopplung wiegt den Menschen letztlich in den Schlaf.

CLAUDIA BORCHARD-TUCH

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