Wie viel BSE-Tests brauchen wir

Empfehlungen reichen von 500.000 Tests pro Jahr in der Union bis zur kompletten Überprüfung aller alten Schlachtrinder. Auswirkungen auf Rindfleischpreise

BRÜSSEL taz ■ Auf die Diskussion der europäischen Agrarminister am Montag darf man gespannt sein. Dann nämlich wird sich zeigen, wie ernst sie den Verbraucherschutz wirklich nehmen. An zusätzlichen BSE-Tests, da sind sich Kommission, Minister und EU-Veterinärausschuss einig, führt kein Weg vorbei, wenn Europa nicht mittelfristig vegetarisch werden soll. Das Beispiel Frankreich zeigt aber, was den Ländern blühen kann, die das Vertrauen der Verbraucher in ihre Rindfleischprodukte wieder herstellen wollen: Seit dort verstärkt getestet wird, hat sich die Zahl der nachweislich an BSE infizierten Tieren verdreifacht. 99 BSE-Fälle bislang in diesem Jahr – schon wird von einer neuen BSE-Krise gesprochen. Wie krisenhaft die Lage in den anderen Ländern ist, lässt sich aber gar nicht feststellen, solange dort nur Stichproben getestet werden.

Gerade Deutschland, das sich bislang BSE-frei glaubt, könnte eine böse Überraschung erleben, wenn die Forderung von Gesundheitsministerin Andrea Fischer, „dass wir so viel testen wie möglich“, in die Tat umgesetzt wird. Was praktisch möglich ist, darüber gehen ohnehin die Ansichten auseinander. Während der EU-Veterinärausschuss ebenso wie die deutsche Gesundheitsministerin empfiehlt, alle Tiere einer Gruppe zu testen, in der ein Tier auffällige Merkmale zeigt, wollen die meisten Europaparlamentarier und die Kommission wesentlich weiter gehen: Alle Tiere, die älter als zwei Jahre sind und in die Nahrungskette gelangen, sollen zukünftig getestet werden.

Allein für die Empfehlungen des Veterinärausschusses müssen ab 1. Januar nicht, wie bisher geplant, 170.000 Stichproben pro Jahr, sondern 500.000 genommen werden. Nach Berechnungen des deutschen Gesundheitsministeriums würde sich dadurch der Kilopreis für Rindfleisch um dreißig Pfennige erhöhen. Fischer ist überzeugt, dass die Verbraucher bereit wären, den Aufpreis zu zahlen, wenn sie dafür Sicherheit erhielten. Wahrscheinlicher aber ist, dass Rindfleisch durch die Tests noch billiger wird: Falls sich herausstellt, dass BSE in Deutschland ebenso verbreitet ist wie in den Nachbarländern, dürfte die Nachfrage weiter zurückgehen. Und dann sinken auch die Preise.

DANIELA WEINGÄRTNER