Die Sonne scheint umsonst

Die Berliner Solarbranche boomt – nur auf dem heimischen Markt können die Hersteller ihre Produkte kaum absetzen. Ein Problem: die schleppende Bearbeitung von Förderanträgen bei der IBB

von RICHARD ROTHER

Die kleine, aber feine Branche boomt – nur auf dem heimischen Markt können die Berliner Hersteller von Solartechnik ihre Produkte kaum absetzen. Schuld an der Misere: der Berliner Förderdschungel und die schleppende Bearbeitung von Anträgen. „In Berlin läuft kein Projekt glatt durch“, schimpft Alexander Voigt, Vorstand der Kreuzberger Solon AG. Insbesondere die Investitionsbank Berlin (IBB) bearbeite Förderanträge nur schleppend. „Das kann dazu führen, dass Leute wieder abspringen.“

Dabei brummt das Geschäft mit den klimaschonenden Produkten. In diesem Jahr erzielt Solon etwa 30 Millionen Mark Umsatz, doppelt so viel wie im Vorjahr. Seit Juli arbeiten die 100 Mitarbeiter, 50 mehr als noch im vergangenen Jahr, im 3-Schicht-Betrieb; die Nachfrage nach Fotovoltaikanlagen ist bundesweit sprunghaft gestiegen. Nur in Berlin ist davon wenig zu spüren. Voigt: „Wir liegen 90 Prozent unter Bundesdurchschnitt.“

Auch die Firma KBB Kollektorbau boomt. Der Köpenicker Betrieb produziert Solarabsorber, die in Sonnenkollektoren eingebaut werden – für Großkunden in Westdeutschland und Österreich. Alexander Thorn, Gründer und Geschäftsführer der KBB Kollektorbau: „Der Berliner Markt ist peinlich.“ KBB hat seine Beschäftigtenzahl seit dem vergangenen Jahr auf 40 verdoppelt, der Umsatz ist auf 9 Millionen Mark angestiegen.

Während die Berliner Herstellerfirmen wachsen, gibt es beim Errichten von Anlagen große Schwierigkeiten. Das hat nicht nur mit der geringen Anzahl wohlhabender Eigenheimbesitzer und mit zurückhaltenden Mietshauseigentümern zu tun – problematisch ist auch die Förderrealität in der Stadt. „Viele Anträge bei der IBB werden chaotisch bearbeitet,“ sagt Ulrich Prohaska von der ETA, Energietechnische Anlagen GmbH, die sich auf die Installation von Solaranlagen spezialisiert hat. Damit laufe das 1.000-Dächer-Programm der Bundesregierung ins Leere. Auch Michael Morosoff von der Delta Ingenieurgesellschaft mbH, die die Errichtung von Fotovoltaikanlagen plant, schimpft auf die IBB. „Bei denen dauert’s lange“, sagt er.

Für den Solon-Vorstand Voigt hat dies noch eine weitere Ursache: „In Berlin wird mit Geld gewedelt, das nur virtuell da ist.“ So habe der Senat zwar Fördertöpfe eingerichtet, die mit Mitteln aus der Bewag- und Gasag-Privatisierung gefüllt werden. Vergeben sei aber kaum etwas. Das lange Warten verhindere Investitionen, da sich jeder Hoffnung auf die Gelder mache.

„Der Umwelt- und Klimaschutz birgt ein enormes Arbeitsmarktpotenzial“, sagt Lisa Paus, wirtschaftspolitische Sprecherin der Grünen. Dieser Bereich müsse vom Senat gezielt gefördert werden. „Der setzt aber fast nur auf Multimedia, und die IBB wurschtelt vor sich hin.“

Die Solon AG, die den Großteil ihres Umsatzes in Süddeutschland erwirtschaftet, droht indirekt bereits mit Abwanderung. Wenn in zwei Jahren die Förderbindungen auslaufen, müsse man überlegen, ob der Standort Kreuzberg noch sinnvoll sei.