: Müllkippe Stadtpark
■ FDP und CDU kritisieren geplantes 43.000 Mark teures Gutachten der Umweltbehörde zur Verschmutzung
Der spektakuläre Müllberg hat nichts geändert. 2500 Kubikmeter Müll werden die MitarbeiterInnen des Gartenbauamtes Nord in diesem Jahr aus dem Stadtpark holen. Das ist ein halber Fußballplatz, einen Meter hoch bedeckt mit Unrat. Um dem gebeutelten Bezirk zu helfen, plant die Umweltbehörde, ein 43.000 Mark teures Gutachten in Auftrag zu geben, das klären soll, wie es zu dem Müllproblem kommt. FDP und CDU wollen lieber gleich Taten sehen.
Weil sie des Problems nicht Herr wurden, hatten Kerngebietsausschuss und Bezirksamt im Mai den Müll von einer Woche zu einem Berg aufschütten lassen. Die Idee hatte zu aufgeregten Diskussionen geführt, kaum war die Deponie jedoch abgetragen, sah der Park wieder aus wie zuvor: Müllbeutel im Gebüsch, Pampers auf der Spielwiese, Soft-Drink-Becher am Wegesrand. Zwar seien Zahl und Volumen der Müllbehälter im Park über die vergangenen Jahre kontinuierlich gestiegen; trotzdem seien Mülleimer leer geblieben, sagt Peter Hansen vom Bezirksamt.
Die Behörden müssten „das Expertenwissen der Nutzer anzapfen“, glaubt Brigitte Köhnlein von der Umweltbehörde. Ein Gutachten, über dessen Vergabe noch diskutiert wird, könnte feststellen, was die Park-BesucherInnen stört und wo es am schlimmsten aussieht. Hansen zufolge könnte untersucht werden, ob die Besucher aus der Nachbarschaft kommen oder von weit her; ob sie regelmäßig den Park besuchen und ob ihnen die Entsorgungsmöglichkeiten ausreichen.
Ekkehart Wersich, Fraktionsvorsitzender der CDU im Kerngebietsausschuss dagegen meint, „dass ein Gespräch mit den Mitarbeitern des Gartenbauamtes fast ebenso effektiv sein könnte, wie ein Gutachten“. Er will das Geld lieber direkt für Taten ausgeben. Seine Fraktion habe dazu massenhaft Vorschläge gemacht – von einer zusätzlichen freiwilligen Reinigung durch Sozialhilfe-EmpfängerInnen über größere Mülltonnen und Kampfhund-Detektive, die MüllsünderInnen ansprechen sollen, bis hin zu Aufklärung in den Schulen. Eva Parbs, stellvertretende FDP-Landesvorsitzende, nennt den Vorschlag eines Gutachtens deshalb „ideenlos“.
Ganz anders Michael Tilgner von der GAL Nord: „Mir ist lieber, dass wir möglichst viele Informationen auch von den Betroffenen selbst haben, als dass sinnlos Aktionismus betrieben und viel mehr Geld zum Fenster hinausgeschmissen wird.“ Gernot Knödler
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen