Der Ex-Armenpriester kehrt ins Amt zurück

Die Präsidentschaftswahl in Haiti verlief wider Erwarten ruhig. Aristide hat wie erwartet gewonnen

SAN SALVADOR taz ■ Es wird wohl noch ein paar Tage dauern, bis das offizielle Ergebnis der Präsidentschaftswahl in Haiti bekannt gegeben wird. Umfragen nach der Stimmabgabe aber deuten schon jetzt darauf hin, dass der ehemalige Präsident Jean-Bertrand Aristide wie erwartet die Wahl mit deutlicher Mehrheit gewinnen konnte.

Die einzige Überraschung des Sonntags war der relativ ruhige Wahlverlauf. Lediglich am Morgen, kurz nach der Öffnung der Wahllokale, explodierten zwei Bomben. Eine verletzte einen Mann. Ansonsten wurden keine Unruhen gemeldet.

Der Ablauf der Wahl war wie gewohnt chaotisch. Die meisten der 12.000 Wahllokale öffneten zu spät. Viele der rund vier Millionen Wähler fanden sich nicht im Wahlregister. Trotzdem wurden in der Hauptstadt Port-au-Prince viele Lokale schon Stunden vor dem Ende der Wahl geschlossen, weil sich keine Wähler mehr einfanden.

Aus einzelnen Bezirken wurden Wahlbeteiligungen von um die zehn Prozent gemeldet. Dass der Wahlrat der Hauptstadt trotzdem 60 Prozent Beteiligung angab, liegt wohl eher daran, dass er dem Ergebnis eine gewisse Legitimität verleihen will.

Die niedrige Wahlbeteiligung ist nicht nur mit dem von vornherein feststehenden Ergebnis zu erklären, sondern auch mit dem gewalttätigen Klima. In den Tagen zuvor waren in Port-au-Prince neun Bomben explodiert und hatten zwei Kinder getötet und mehr als ein Dutzend Menschen verletzt. Die Regierungspartei Lavalas und die Opposition warfen sich gegenseitig vor, mit diesen Attentaten die Bevölkerung einschüchtern zu wollen.

Mit dem offiziellen Ergebnis der Wahl ist erst im Lauf der Woche zu rechnen. Es wird kaum etwas anderes sagen als die Umfragen nach der Wahl: Aristide wird nach 1990 noch einmal Präsident von Haiti werden.

TONI KEPPELER