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Der Heavy-Metal-Gott sagt nein

■ Monster Magnet, Queens Of The Stone Age und Snake River Conspiracy spielten im Pier 2. Die Hauptband des Abends ging dem Teufel zumindest verbal ans Gemächt

„Wie heißt die Vorband??“ frage ich ungläubig den Fanartikelverkäufer. „Snake River Conspiracy“, wiederholt er langsam und überdeutlich. Nie gehört. Auf der Bühne röhrt eine junge, bauchfreie Dame in einer Leopardenleggins mit einer durchaus beeindruckenden Stimme ins Mikro, die aufgrund ihres soliden Körperbaus und ihrer langen glatten schwarzen Haare von weitem wie Xena aussieht. Schade nur, dass die Musik so lahm ist. Depri-Grunge-Punk-Stoner-Hardcore oder sowas, auf jeden Fall recht uninspiriert. Wenden wir uns lieber Erfreulicherem zu.

Es kursierten Gerüchte, dass Queens Of The Stone Age (Q.O.T.S.A.), die ihre Tour kurzfristig mit Monster Magnet zusammengelegt hatten, ebenfalls Hauptact sein und somit ein komplettes Set spielen würden. Leider, leider war dem nicht so. Nach 45 Minuten war der Zauber vorbei, und ich mutmaßte, dass dies wohl mein persönlicher Höhepunkt des Abends gewesen war.

Bei Q.O.T.S.A. stimmte fast alles. Der Sound war hervorragend ausgesteuert und Ex-Kyuss-Gitarrist Josh Homme sang die grandiosen Titel vom Debütalbum wie „Regular John“ und „How To Handle A Rope“, wie es seine Art ist: ruhig, unaufdringlich, fast schüchtern, eben wie der „Regular John“ von nebenan. Dazu schüttelte er ständig hochkarätige Gitarrenkunst aus dem Handgelenk, so beiläufig aber gleichzeitig so konzentriert, als würde er das Auto seines Dads polieren. Leider wussten einige grobgestrickte Banausen im Publikum mit derlei Schönheit nichts anzufangen und verlangten grölend nach Monster Magnet. Die dann auch kamen.

„Good evening, Ladies and Gentlemen, you know what we're here for. We're here to suck Satan's cock!“ ließ Dave Wyndorf verlautbaren, als er die Bühne betrat. „Hey, der Spruch ist neu!“ sagte mir ein Freund. Ansonsten blieb vieles beim Alten.

Gut, die Stücke des – übrigens recht schönen – aktuellen Albums „God Says No“ konnte man erstmals live hören; nicht verwunderlich hierbei ist, dass ausschließlich die nach altbewährtem Rezept komponierten Kracher wie „Cry“, „Melt“ oder „Heads Explode“ Eingang ins Bühnenprogramm fanden. Gerne hätte ich das verstörend fröhliche „Take It“ gehört, in dem Wyndorf plötzlich wie ein verliebter Pennäler beschwingt zu pfeifen ansetzt. Das hat er sich, die Memme, vielleicht allein im Studio getraut, aber vor all den Leuten ...?

Ebenfalls nicht erstaunen durfte die Überpräsenz von Stücken des 98er Erfolgsalbums „Powertrip“. Älteres Material hatte eher einen Alibistatus zu erfüllen; jeweils ein Stück von den drei früheren Alben, nach dem Motto: Da war doch noch was vor „Powertrip“, oder?

Insgesamt enttäuschten Monster Magnet. Über den albernen Gimmick mit der brennenden Klampfe kann man nachsichtig lächelnd hinwegschauen. Auch dass die Hauptacts heutzutage so laut sind, dass man gezwungen ist, den Geräuschpegel mit Ohrenstöpseln auf ein erträgliches Maß zu reduzieren, muss wohl hingenommen werden. Aber viel schlimmer ist: Monster Magnet waren professionell – und kalt.

Perfekte Instrumentenbeherrschung und ein Wyndorf, der alles gab und alle Register seines Macho-Frontmantums zog. Und dennoch kam ich nicht über ein achselzuckendes „So what?“ hinaus, denn Monster Magnet spielten wie bei einem Videodreh – das Publikum existierte nicht.

So nimmt es nicht Wunder, dass der Funke ganz und gar nicht übersprang und die Stimmung eher mau blieb. Die meisten Leute standen umher wie bei einem Pink Floyd-Konzert und betrachteten die generalstabsmäßig choreographierten Kapriolen Wyndorfs. Zwei Mädchen, die uns nach dem Konzert in ihrem Auto mitnahmen, drückten das so aus: „Wenn er auf ein Podest springt, weil da zu einem bestimmten Zeitpunkt ein bestimmter Strahler angeht, aber vor dem Podest gar keine Leute stehen – wie albern ist das denn?“ Nicht nur albern, sondern richtig schade. Tim Ingold

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