: Die Buche löst die Eiche ab
Der Zustand des deutschen Waldes bessert sich nur langsam, heißt es im Waldschadensbericht 2000. Umweltschützer fordern weniger Autoverkehr
BERLIN taz ■ Die Buche ist zum Pflegefall des deutschen Waldes geworden. Der Bestand weist zu 40 Prozent deutliche Schädigungen auf. Das geht aus dem Waldzustandsbericht hervor, der gestern in Berlin vorgestellt wurde.
Warum ausgerechnet die genügsame Buche in diesem Jahr Platz eins in der Statistik eingenommen hat, „rätseln die Experten“, sagte Sabine Krömer-Butz, Sprecherin der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald.
Das Wetter in diesem Jahr sei ausgesprochen gut für Bäume gewesen: nicht zu heiß und viel Regen. Und die Schadstoffbelastung der Luft habe in den letzten 15 Jahren abgenommen.
„Möglicherweise hat es etwas mit dem Boden zu tun“, so Krömer-Butz. Der sei nach wie vor zu sauer und stickstoffreich. Vielleicht träten jetzt die Spätfolgen dieser Übersäuerung deutlicher zu Tage. Wissenschaftlich gesichert ist diese Vermutung nicht. Buchen machen 14 Prozent des deutschen Waldes aus.
Seit Beginn der Neunzigerjahre verbessert sich der Waldzustand in Deutschland langsam, aber stetig, erklärte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftsministerium, Gerald Thalheim. Die deutlichen Schädigungen bei Fichte und Kiefer lägen unter denen von 1984. Damals, in der Hochphase des Waldsterbens, wurde der erste Waldzustandsbericht in Auftrag gegeben. Gleichzeitig aber sinkt der Flächenanteil nicht geschädigter Nadelhölzer. Deutlich geschädigt sind Bäume, wenn sie unter einem Blattverlust von über 25 Prozent leiden.
Ähnlich wie um die Buche ist es um die Eiche bestellt. Zwischen 1984 und 1997 stieg das Schadniveau auf 47 Prozent. Erst seit drei Jahren sind die Zahlen rückläufig. Heute ist der Bestand noch zu 35 Prozent geschädigt. Die Umweltorganisation Robin Wood spricht von einem „Waldsterben auf dramatisch hohem Niveau“. Waldexperte Rudolf Fenner sagte: „Dass das Landwirtschaftsministerium behauptet, der Zustand des Waldes sei stabil, ist angesichts der Fakten völlig unverständlich.“ Die Schäden lägen heute bundesweit höher als in den Achtzigerjahren.
Das Auto und die intensive Landwirtschaft sind nach Angaben der Umweltschützer die Hauptschuldigen für das Waldsterben. Sie sorgen für den hohen Stickstoffeintrag in die ohnehin schon übersäuerten Böden. Sowohl die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald als auch Robin Wood fordern deshalb weniger Auto- und Schwerlastverkehr auf den Straßen und eine Abkehr von der Massentierhaltung. THORSTEN DENKLER
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