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Bürgermeister werbeuntauglich

■ Runde, Klose und Voscherau von Heimwerker missbraucht

Ein Heimwerker müsste Hamburgs neuer Bürgermeister werden – jedenfalls wenn man der Anzeige einer Baumarktkette glaubt. Der amtierende Bürgermeister Ortwin Runde (SPD) reagierte hingegen souverän mit einem Schmunzeln auf die gestern in mehreren Hamburger Tageszeitungen ganzseitig geschaltete Annonce des Heimwerkermarktes „Praktiker“. Dort sind die gerahmten Porträts von Runde, seinen beiden Vorgängern Hans-Ulrich Klose und Henning Voscherau (SPD) zu sehen sowie – am Ende der „Ahnengalerie“ – Heimwerker „Paul Praktiker“.

Runde will „wegen des eher harmlos-humoristischen Charakters der Anzeige“ auf eine Unterlassungserklärung verzichten. Er wies aber – wie Klose und Voscherau – auf die „rechtliche Unzulässigkeit“ der Benutzung der Fotos zu Werbezwecken hin und verbat sich eine Wiederholung.

Der Bürgermeister überführte die Werbemacher aber auch gleich eines Fehlers: Voscherau habe nicht wie behauptet das Gymnasium Hummelsbüttel, sondern das Gymnasium Oberalster besucht.

Nach Angaben von Praktiker im saarländischen Kirkel sind derzeit keine weiteren ähnlichen Anzeigen geplant. In den vergangenen Jahren hat die rechtliche unzulässige Nutzung von Politikerporträts in der Werbung zugenommen. Mehrere Politiker sind bereits rechtlich dagegen vorgegangen. So erstritt der frühere Bundesfinanzminister Oskar Lafontaine 100.000 Mark vom Jet-Tankstellenbetreiber Conoco.

lno

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