piwik no script img

Geballte Starpower? Lecker Pop!

■ Keith Caputo, „Coldplay“ und „Toploader“, Große Freiheit

Die Deutschen tun sich schwer, zumindest bleibt mancher – in den Staaten und im „Buy-British“-Land – gefeierte Held des Gitarren-Pop hierzulande einem recht übersichtlichen Publikum überlassen. Unter dem Titel „Roadshow“ stellt das Magazin Rolling Stone Tourneen mit Bands zusammen, die Großes für den kleinen und feinen Pop geleistet haben. Dabei ist es weniger die geballte Starpower, die den Abend groß werden lässt, als das Zusammenführen von Bands, die alle in irgendeiner Form „Indie-Pop“ spielen.

Auch die dritte „Roadshow“ präsentiert jetzt britische und amerikanische Popwelten, vom peacigem Melancholiker über Britpop-Überflieger bis zu grinsenden Mondschein-Tänzern. Da wäre Keith Caputo, Hartgesottenen noch bekannt als Life of Agony-Sänger im Umfeld von Hardcore-Bands wie Biohazard Mitte der 90er. Nach drei Alben trennte er sich von den großen Jungs. „Der harte Sound von Life of Agony war nicht das, was ich musikalisch, poetisch oder spirituell ausdrücken wollte“, erklärte er damals. Die Plattenindus-trie dankte es ihm nicht, veröffentlichte nur zögerlich seinen melancholischen Songwriter-Pop.

Ganz anders seine alten Fans, die ihn bei drei Auftritten in der Hamburger Markthalle in den letzten Monaten feierten. Erfolg überzeugt, und die Plattenfirma legt eine Unplugged-Variante des Albums unter den Weihnachtsbaum. Dann wären da Coldplay, vier Londoner um Sänger Chris Martin, die sich gleich mit ihrem Debüt Parachutes zumindest in Kritiker-Herzen spielten. Leicht, fast schon banal muten ihre Songs an – und sind dabei unverschämt gut. Als „Britpop“ mag man sie kaum bezeichnen, zu leise tönen sie dafür in ihren Songs.

Den Kontrast zu den beiden Welt- und Liebesschmerz-Barden bietet Grinse-Lockenkopf Joseph Washbourn von Toploader. Unausweichlich ansteckend war deren Party-Single Dancing in the Moonlight in diesem Sommer. Ein schneller Erfolg, nachdem die fünf Kumpels im englischen Pensionärs-Badeörtchen Eastbourne vor drei Jahren beschlossen, gemeinsam zu musizieren. Paul Weller zeigte sich begeistert und schleppte sie im Vorprogramm durch die Lande. Die besagte kleine Popnummer von all den Freunden, die im Mondschein tanzen, machte sie zu Everybody's Darling. Und zur derzeit gefragtesten Vorgruppe: Von Bon Jovis Europa-Tour sind sie zurück, Robbie Williams wird sie im Februar erneut nach Hamburg mitbringen. Ein breites Grinsen im Gesicht zahlt sich anscheinend aus, weiß Keyboarder und Sänger Joe: „It's allright to be called a good time band. It's like: Yeah, cheer up every-body!“ Was wäre dem hinzuzufügen? Volker Peschel

heute, 19.30 Uhr, Große Freiheit 36

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen