: Zombie entdeckt
■ Nabu bilanziert Projekt für halboffene Weidelandschaft am Höltigbaum
Der ehemalige Truppenübungsplatz Höltigbaum ist ein lohnendes Betätigungsfeld für BiologInnen. 257 Pflanzenarten haben Mitarbeiter des Umweltverbandes Nabu auf dem Hamburger Teil des Naturschutzgebietes entdeckt. „Das heißt, dass wir auf 0,2 Prozent der Stadtfläche mehr als 20 Prozent der in Hamburg vorkommenden Arten festgestellt haben“, sagt Gerhard Herrmann vom Nabu.
Herrmann und der Ornithologe Krzysztof Wesolowski untersuchten die Auswirkungen eines Naturschutzprojekts, mit dem der Nabu auf unkonventionelle Weise das Besondere am Höltigbaum erhalten will. Denn seit dort kein Panzer mehr durchs Gebüsch bricht, drohen Gras und Birken, das Gebiet zuzuwuchern. Am Ende wäre es gleichmäßig bewachsen und kaum mehr eine Nische für den Neuntöter, das Aufrechte Fingerkraut oder die Wespenspinne übrig.
Statt Arbeiter für viel Geld mit Axt und Rasenmäher in das Schutzgebiet zu schicken, lässt der Nabu seit zwei Jahren schottische Hochland-Rinder Öko-Rasenmäher spielen. In je einer von sechs Koppeln fressen sie ab, was ihnen schmeckt. An manchen Stellen trampeln sie den Boden platt, an anderen knicken sie junge Birken um und fressen sie kahl. Haben sie ein Gebiet bearbeitet, wird die Koppel verlegt.
Nach den Erkenntnissen des Nabu hatte der Einsatz den gewünschten Effekt: Die vielfältige halboffene Landschaft blieb erhalten und die Artenvielfalt wurde gestärkt. Einzelne seltene Pflanzenarten hätten sich auf einer 30 bis 50 Prozent größeren Fläche verbreitet. Es seien neue Schmetterlingsarten eingewandert. Die Populationen gefährdeter Arten hätten zugenommen, sagt Wesolowski. Vom stark gefährdeten Neuntöter, dem Wappentier des Höltigbaums, gebe es jetzt drei Brutpaare statt einem in dem beweideten Gebiet. Bei ihrer Bestandsaufnahme entdeckten die Biologen sogar die Rauhe Nelke, die in Hamburg als ausgestorben galt.
Nach dem Auslaufen der Förderung durch die HEW-Umweltstiftung im Frühjahr wird der Nabu weitermachen. Auf dem schleswig-holsteinischen Teil läuft ein ähnliches Projekt der Stiftung Naturschutz. Am Freitag ab 10 Uhr legt sie den Grundstein eines Betriebsgebäudes. Gernot Knödler
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