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Die dritte Geburt eines Stadttheaters

■ Über 60 Millionen Mark haben sich Stadt und Land den Umbau des Bremerhavener Theaters kosten lassen. Jetzt wurde das Haus wiedereröffnet

Es war ein feierlicher Augenblick. Eine ganze Stadt ist mitgerissen vom großen Ereignis. Nach 18 Monaten Bauzeit öffnete das im Inneren sanierte Stadttheater jetzt seine Pforten. Alles, was Rang und Namen hat, ist zur Eröffnung erschienen, aber neben den am Bau Beteiligten sitzen die ganz normalen BremerhavenerInnen, die seit Jahrzehnten ihr Theater unterstützen.

Der Geschäftsführer der mit dem Umbau beauftragten Städtischen Wohnungsgesellschaft (Stäwog), Christian Bruns, erinnert an den aufreibenden Kampf um das Theater, der vor Jahren mit etlichen Planungsgutachten und einer ersten Kostenschätzung begonnen hatte. In die vollständige Erneuerung der Bühnen- und Lichttechnik sowie des Gestühls sind schließlich 63 Millionen Mark geflossen. An dem „High-Tech-Bau“, so Bruns, haben 30 Ingenieure und 200 Handwerker aus dem ganzen Bundesgebiet gearbeitet – unter anderem mussten 73 Tragpfähle bis zu 17 Meter in den Boden gerammt werden, weil der Zuschauerraum eine völlig neue Sohle bekommen musste. Die Mittel sind von der Stadt Bremerhaven, vom Land Bremen, von der Stiftung „Wohnliche Stadt“, von der Städtischen Sparkasse als Hauptsponsor und vom Theaterförderverein aufgetrieben worden, einem Verein engagierter Bremerhavener, ohne deren jahrelanges Trommeln das Theater möglicherweise gar nicht mehr existieren würde.

Christian Bruns, der die entscheidenden Finanziers nach und nach ins Boot gezogen hatte, sagt zu dem Finanzierungskonzept: „Hätten wir alles bis ins letzte geprüft, hätten wir bis heute mit der Sanierung des Theaters nicht angefangen.“ Vor allem in Bremen hätten manche Beamte ein „Nagelbrett in der Tasche“ gehabt. Aber schließlich sei der Umbau in den politischen Gremien von Stadt und Land einstimmig beschlossen worden. Dass die Technik-Crew des Theaters sich noch an die wunderbaren neuen Möglichkeiten der komplizierten High-Tech-Anlage gewöhnen muss, zeigten kleine Pannen beim lautlosen Auf und Nieder der Hebebühne. Dabei wäre der Gratulant und Bremer Bürgermeister Henning Scherf (SPD) beim Gang zum Pult fast zu Fall gebracht worden.

Während der Bauphase wurden mehr als 20 Stadttheaterproduktionen in anderen, auf die Stadt verteilten Spielstätten gezeigt. 140.000 Besucher, schätzt Intendant Peter Grisebach, konnten mit diesem „Theater in der Stadt“ erreicht werden. Am Ende eines abenteuerlichen Experiments atmen die 230 MitarbeiterInnen des Stadttheaters auf. „Endlich wieder auf der angestammten Bühne“, sagt Grisebach.

Bremerhavens Kulturdezernent Prof. Dr. Wolfgang Weiss erinnert an den Beginn der Theaterdebatte. Kaum hatte er vor acht Jahren sein Amt angetreten, da musste er – angesichts der katastrophalen Finanzlage der Stadt – den Etat um fast zehn Prozent kürzen. Heute sagt er: „Wir feiern die dritte Geburt unseres Stadttheaters“ – nach der Gründung 1911 und dem Wiederaufbau des im Krieg zerstörten Hauses 1952. Im Theater sieht Wolfgang Weiss ein „Kultur-Kraftzentrum im Herzen der Stadt“.

Zur ersten Bewährungsprobe wird Verdis Jugendoper „Attila“ werden, mit deren deutscher Erstaufführung das Bremerhavener Theater in den 60er Jahren bundesweit Furore machen konnte – was bisher nur selten gelungen ist. Die mit Spannung erwartete Premiere findet am ersten Weihnachtstag statt. Hans Happel

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