piwik no script img

interview mit tschechiens premierminister

„Wir sind keine Heilsarmee“

taz: Herr Ministerpräsident Zeman, das Datum für den EU-Beitritt ihres Landes steht immer noch nicht fest. Sie haben die „Visegrád Gruppe“, der Ungarn, Polen, die Slowakei und Tschechien angehören, wiederbelebt. Eine Alternative zur Europäischen Union?

Miloš Zeman: Warum eine Alternative? Es gibt doch viele EU-Mitgliedsländer, die zusammenarbeiten, zum Beispiel die Beneluxstaaten.Wir brauchen ein Bündnis, das nicht nur auf ökonomischen, sondern auch auf historischen oder kulturellen Prinzipien basiert. Mitteleuropa hat ein gemeinsames Erbe. Ich halte Visegrád für einen beständigen Block, der auch nach dem EU-Beitritt seiner Mitglieder weiterleben wird.

Gibt es eine besondere Solidarität unter diesen vier mitteleuropäischen Staaten?

Natürlich gibt es eine gewisse Solidarität und vor allem einen Erfahrungsaustausch. Aber keiner wird bei seinem EU-Beitritt auf den anderen warten. Wir sind doch keine Heilsarmee. Aber nach Nizza wird es einen Visegrád-Gipfel geben, bei dem wir unser weiteres Vorgehen gegenüber der Europäischen Union besprechen werden.

Bei den letzten Kommunalwahlen haben die Kommunisten gut abgeschnitten. Hängt das mit dem verzögerten EU-Beitritt zusammen?

Unsere Bevölkerung ist ungeduldig, und diese Ungeduld spiegelt sich in den Stimmen für die Kommunisten wider. Doch die Partei der Kommunisten ist nicht koalitionsfähig, daher sind diese Stimmen verlorene Stimmen. INTERVIEW:ALEXANDRA KLAUSMANN, TILL JANZER

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen