: Fröhliche Steinachten!
Mittel gegen alles, was weh tut oder schöner Aberglaube? Stein-Geschenke sind dauerhaft und machen Sinn ■ Von Sandra Wilsdorf
Wahr ist: Steine schmücken Hals, Ohren und Arme. Wahr ist: Steine sind Weihnachtsgeschenke, die unvergänglich sind. Zweifelhaft hingegen ist, was viele glauben: dass Steine einfach so Beschwerden schlucken, von Kopfschmerzen bis Rheuma, von Psychosen bis Herzneurosen. Und dennoch ist an manchem, was Steine können sollen, etwas dran. Nur ist es selten so einfach, wie Hobby-Bücher erzählen: „Viele glauben, dass ein Amethyst in der Tasche gegen Kopfschmerzen hilft“, sagt Heilpraktikerin Claudia Cardinal. Den Zusammenhang zwischen dem violetten Stein und dem Kopf gebe es schon lange: „Die Reichen unter den alten Griechen haben sich Trinkbecher aus Amethyst hergestellt, weil sie glaubten, dass sie der Alkohol dann nicht so schnell betrunken macht“, erzählt sie. Die Erklärung: „Nach der Farbenlehre ist das Stirnenchakra violett, die Farbe fördert also die Denkfähigkeit. Außerdem gehört der Amethyst zu den Quarzen, und die stärken die Sinnesorgane.
Die gelernte Goldschmiedin dis-tanziert sich von den einfachen Erklärungen vieler Steinehändler und Hobbytheken-Bücher, glaubt nicht an Buddha Armbänder und ihr simples „Hämatit gibt Mut“. „So einfach ist das nicht“, sagt Cardinal und widmet dem Thema „Mineralien in der Naturheilkunde“ einen Stand auf der „Mineralien 2000“, die heute und morgen auf dem Hamburger Messegelände zu sehen ist (jeweils 10 bis 18 Uhr). Ob und wie ein Stein wirke, hänge immer auch mit der Individualität und der Bereitschaft zusammen, sich darauf einzulassen.
Und dennoch gibt es auch für manchen einfachen Glauben Erklärungen: So glauben viele Menschen, ein Rosenquarz vor dem Computer mache die Strahlung unschädlich: „Darüber gibt es unterschiedliche Auffassungen“, sagt Cardinal. Tatsache ist aber, dass Rosenquarz Silicium enthält, und die Mikrochips ebenfalls aus Silicium sind. „So können das Natürliche und das Synthetische einander ausgleichen.“ Mit Bernstein, der eigentlich kein Mineral, sondern hartgewordener Harz ist, bekämpfen polnische Frauen seit Jahrhunderten Rheuma. „Ich habe es allerdings noch nicht ausprobiert“, sagt Cardinal. Nach dem traditionsreichen Rezept legen die Frauen Bernstein für vier Wochen in hochprozentigen Wodka und reiben damit hinterher die erkrankten Körperteile ein. „Tatsache ist, dass Bernstein sehr viel Hitze aufnehmen kann“, sagt Cardinal und rät: „Einen Versuch ist es allemal wert.“
Die antroposophische Medizin arbeitet beispielweise bei psychischen Erkrankungen mit Opalen, andere verwenden Gold gegen Herzneurosen. Steine können direkt auf dem Körper wirken, pulverisiert eigenommen werden und man kann sie eingelegen und so „Steinwasser“ gewinnen. Aber die Heilpraktikerin warnt vor Selbstmedikation: „Niemand sollte auf die Idee kommen, bei Herzinfarkt und Suizidgefahr damit zu experimentieren“. Und mit einem über Nacht angesetzten Bergkristallwasser könne man zwar keinen Schaden anrichten, „das sieht aber bei anderen Steinen ganz anders aus“.
So oder so aber sei ein Stein ein Geschenk, „das Ruhe und Gelassenheit ausstrahlt“. Und aus Steinen kann Schmuck werden, der Schönheit mit Wirkung verbindet. Claudia Cardinal erzählt von dem „Trümmerfrauensyndrom“: „Nach Kriegen war immer Schmuck aus Pyrop groß in Mode.“ Der Granat enthält Magnesium – gut gegen Muskelstörungen –, Aluminium – unter anderem gegen Vergesslichkeit – und Silizium, das Haut und Sinnesorgane stärkt. „Das wussten die Menschen nicht, sie haben es einfach gemacht.“
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