: Schrempp in Erklärungsnot
Gewinn halbiert, Aussichten mies: DaimlerChrysler-Chef wirbt um Vertrauen
BERLIN taz ■ Es klingt bescheiden und sehr seriös: „Wir möchten Ihnen die Lage Ihres Unternehmens schildern, wie sie sich aus unserer Sicht darstellt“, schreiben DaimlerChrysler-Chef Jürgen Schrempp und Finanzvorstand Manfred Gentz in einem gestern veröffentlichten Brief an die Aktionäre des deutsch-amerikanischen Konzerns. Und die Hauptbotschaft ist denn auch: „Wir haben eine klare Strategie.“
Am interessantesten für Anteilseigner und Konkurrenz dürften aber die Fakten sein, die Schrempp und Gentz zu dieser Offensive gezwungen haben: Umgerechnet beinahe 1,4 Milliarden Euro Verlust wird Chrysler in letzten Quartal dieses Jahres einfahren. Damit ist der operative Gewinn für 2000 auf knapp 500 Millionen Euro geschrumpft – ein Zehntel des Vorjahresergebnisses. Das drückt auch auf den Betriebsgewinn der DaimlerChrysler AG. Dieser wird sich – ohne Einmalgewinne – trotz hervorragender Zahlen bei Mercedes Benz und guter Ergebnisse der Nutzwagensparte bei nur noch der Hälfte der 10,3 Milliarden Euro aus dem Geschäftsjahr 1999 einpendeln.
Der Brief stellt vor allem einen Versuch dar, wieder an Glaubwürdigkeit zu gewinnen. So geben Schrempp und Gentz zu, dass das Jahr 2000 kein Ausrutscher sein dürfte. 2001 könnten die Schwierigkeiten noch nicht aus dem Weg geräumt sein, schreiben sie, und das „wird sich auch in unserer Ergebnisentwicklung niederschlagen“.
Diese Ansage darf aber auch als Unterstützung des neuen Chrysler-Chefs Dieter Zetsche interpretiert werden: Die dramatisch schlechte Situation soll auch die US-Gewerkschaften zu Zugeständnissen bewegen.
BEATE WILLMS
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