piwik no script img

Auf zur Jagd

In der Debatte über ein Verbot von Treibjagden zeigt sich der britische Innenminister Jack Straw kompromissbereit

DUBLIN taz ■ Britanniens Jäger können aufatmen: Die britische Regierung will Treibjagden doch nicht verbieten. Bei der zweiten Lesung der Gesetzesvorlage sagte Innenminister Jack Straw, dass er gegen ein Verbot sei. Er befürwortet stattdessen eine Regelung, wonach jede Jagd mit Hunden von einer Aufsichtsbehörde lizenziert werden muss.

Straws Kompromissbereitschaft hat die Labour-Hinterbänkler verärgert. Vor drei Jahren hatte das Unterhaus mit überwältigender Mehrheit für ein Verbot von Treibjagden gestimmt und dadurch heftige Proteste der Jagdlobby ausgelöst. Auch vorgestern Abend demonstrierten mehr als tausend Jäger vor dem Parlament, es kam zu Festnahmen. Mehrere Abgeordnete warnten, dass die Jäger eine Kampagne des zivilen Ungehorsams anzetteln würden.

Die Jagdlobby hatte eine Selbstregulierung vorgeschlagen. Demnach müssten Treibjagden nur bei dem Jagdverband angemeldet werden. 2001 werden die Abgeordneten in freier Abstimmung entscheiden, ob sie die Jagd mit Hunden verbieten, den Jägern die Regulierung überlassen oder Straws Kompromiss zustimmen. Eine Mehrheit der Labour-Abgeordneten wird zwar für ein generelles Verbot mit Strafen von 5.000 Pfund bei Zuwiderhandlung stimmen, doch das Oberhaus wird das nicht absegnen. Unter den Lords sind viele passionierte Jäger.

Der frühere Labour-Sportminister Tony Banks sagte, zum ersten Mal sei er sich mit Ann Widdecombe vom rechten Tory-Flügel einig: „Ich glaube nicht, dass menschliche Wesen sich am Quälen von Tieren ergötzen sollten.“ Premier Tony Blair hatte sich in der Vergangenheit ebenfalls für ein Verbot ausgesprochen. Seine Berater deuteten an, dass er auch im Januar entsprechend stimmen werde. Sie glauben, dass Labour durch eine Konfrontation mit der Jagdlobby kurz vor den Wahlen, die wahrscheinlich am 3. Mai stattfinden werden, verlorenen Boden bei den Wählern unter 30 gutmachen könnte. RALF SOTSCHECK

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen