Dienstleistung am Zwerchfell

Blick hinter die Kulissen einer Branche: „Selten so gelacht ... Die Witzarbeiter vom Fernsehen“ (21.45 Uhr, ARD)

Komiker machen keine Witze. Nicht, wenn sie nicht dafür bezahlt werden, wie vor Jahren Mike Krüger einmal auf entsprechende Anfrage unwirsch ins Mikro bellte. Denn „komisch sein“ ist beides: harte Arbeit und großes Geschäft.

Das haben sich nun die SWR-Autoren Alexander Wasner und Thomas Michel anlässlich des inzwischen wieder abebbenden Comedy-Booms noch einmal bestätigen lassen, und zwar von den „Witzarbeitern vom Fernsehen“. Vom Privatfernsehen wohlgemerkt, das auch nach 20.15 Uhr Werbezeiten verkaufen darf und damit entsprechenden Reibach macht, wie sich die öffentlich-rechtlichen Filmemacher von einem Experten erklären lassen: „Comedy lässt sich gut verkaufen, weil sie eine positive Grundstimmung für die Werbung dazwischen bereitet.“ Und das oft eingeklagte „niveauvolle Lachen“ gebe es ebenso wenig wie einen niveauvollen Orgasmus.

Die „Witze dazwischen“ werden von Produktionsfirmen wie Brainpool, Colon Gemini oder Columbia Tristar hergestellt, deren Mitarbeiter sich überraschend tief in die überraschend flache Trickkiste schauen lassen. Von „sechs verschiedenen Witzsorten“ spricht da ein Kreativer, die sich „immer neu aufgießen lassen“. Beim Thema Holland etwa denke man zunächst an wässrige Tomaten, Marihuana und Wohnwagen: „Das sind so Klischees, die abgearbeitet werden müssen, die Leute wollen das.“ Wenn die Leute das nicht mehr wollen, droht der Absturz.

„Wo is’n heute so’n Wigald Boning? Wo ist der?“, fragt etwa Hanns-Dieter Hüsch völlig zu Recht, und der Film zeigt Boning bei einer schwach besuchten Werbeveranstaltung für ein kostenloses Kölner Stadtmagazin. „Ich finde das gut, wenn man Aktionen macht, bei denen die Frage nach dem Warum ganz am Anfang steht – und am Ende auch“, erklärt unbefangen der Abgehalfterte.

Weniger witzig wirkt da schon Anke Engelke, dick im Geschäft, wie sie sich unter den Komplimenten nicht windet, sondern räkelt: „Lustigste Frau Deutschlands? Ulknudel? Was heißt das schon, das kann ja alles ganz tragisch enden!“ Da sei Jürgen Grabosch vor: Trocken dekliniert der Brainpool-Chef die kaufmännischen Vorteile der Mehrfachverwertung seiner Hampelmänner und -frauen: „Wiederholungen bringen 100.000 Mark, Platten noch mal 100.000, Quotenprämie 20.000 ...“

Wie nebenbei erledigt der sehenswerte Film auch die Frage nach dem Talent manch einer Knalltüte. Witzfigur Bastian Pastewka etwa entrüstet sich über den entsprechenden Wunsch einer jungen Autogrammjägerin: „Ich kann doch keinen spontanen Witz machen.“ Ein spontaner Orgasmus wäre wohl einfacher. ARNO FRANK