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Hüftschwünge für die Vollfrequenz

Mehr als Indierock: Das Freie Senderkombinat feiert die 7-Tage-Woche  ■ Von Barbara Schulz

Endlich ist es vollbracht: Das Freie Sender Kombinat (FSK) erhält die Vollfrequenz und sendet nun auch sonntags. Ein guter Grund, um sich und anderen kräftig einen einzuschenken und am kommenden Samstag unter dem Motto „Subkulturelle Grundversorgung“ in der Roten Flora zu feiern. Natürlich hätten die FSKler ihre Münchener Fast-Namensvettern F.S.K. gern als Band dabeigehabt, nur leider mussten die aus Termingründen absagen, da sie gerade woanders ihr aktuelles Werk X vorstellen. Dafür spielen nun vier Hamburger Bands, deren Mitglieder alle männlichen Geschlechts sind, während die DJs, die währenddessen und danach an den Plattentellern stehen, alle Frauen sind. Scheint also tatsächlich Absicht gewesen zu sein, wäre aber umgekehrt auch schwieriger gewesen. Nun spielen also die Herren von Tomte ihren verquasten, humorigen, irgendwas mit Tocotronic zu tun habenden Rock (kein Wunder, ist doch Thees Uhlmann, Gitarrist und Sänger von Tomte, mit Tocotronic auf Tour gewesen und hat anschliessend die „Tourtagebücher“ verfasst ...). Auf der Band-Homepage www.tomte.de findet man neben lustigen Bemerkungen („Geiler Font, wa? Ist ja auch ne gute Band!“) noch eine rührende Begründung vom Ex-Bassisten „Stemmi“, warum er die Band gerade verlassen hat und was er seinen alten Kollegen so alles wünscht.

Des Weiteren werden die drei Mannen von Sport endlich mal wieder ihre Instrumente entstauben, ordentlich auf die Verzerrer-Pedale treten und mit ihrem beliebten knalligen Indie-Rock und neuerdings auch leiseren Tönen alle Lenden zum Wirbeln bringen. Bei diesen Herren fragt sich eh jedeR, wann sie denn endlich die grossartigen Songs herausbringen, die seit, ähem, längerem in der Schublade schlummern, denn ein bisschen Weltruhm hat bisher noch niemandem geschadet. Tja, das mag unter anderem daran liegen, dass Gitarrist, Sänger und Texteschreiber Felix Müller bei den gerade berühmt werdenden Kante mitspielt oder daran, dass einfach alle Mitglieder sowas von beschäftigt sind, dass ... also, liebe okaye Plattenfirmen aus aller Welt, kommt in die Rote Flora und sackt diese Talente ein, damit mit den dreien endlich mal was passiert.

Neben Rock wird aber auch Pop geboten, zuerst in Gestalt der charmanten frankofilen Glam-Popper-Boygroup Les Frères Checkolade, die, nach überfülltem Releasekonzert zu ihrem eigenen Debütalbum zu Weihnachten gerade wieder auf dem Marsh Marigold-Festival in der Prinzenbar aufspielten; und ausserdem die ebenfalls auf diesem Label veröffentlichenden Knabenkraut, die sich ähnlich anhören wie die legendäre Wimp-Anorak-Band Red Letter Day (was kein Kunststück ist, da drei der Mitglieder ebenda mitgespielt haben) und das Wort Pop ganz gross schreiben. Dazwischen legen unter anderem Bianca Metanoia, MC Selma und Kju La-Surf auf und nach den Konzerten schließlich wird Swingin' Swanee die Flora in einen Salon voller wippender Tänzerinnen und Tänzer verwandeln. Kleiner Tip: Wer an diesem Abend Fördermitglied wird, braucht die 8 Märker Eintritt nicht zu bezahlen. Die können dann getrost in Bier oder Mate investiert werden.  

Freitag, 21 Uhr, Rote Flora

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