unterm strich:
Vor langer, langer Zeit, wann genau wissen sie selbst nicht mehr so genau, verschmolzen die Filmemacher Jean-Marie Straub und Danièle Huillet zu einer Einheit namens Straub/Huillet. Innerhalb dieser symbiotischen Lebens- und Arbeitsgemeinschaft kann inzwischen jeder blind die Sätze des anderen beenden. „Amerika“, „Antigone“ oder „Tod des Empedokles“ – alle Filme von Straub/Huillet wurden vehement angefeindet, und alle sind längst Bestandteil der Filmgeschichte. Wer an kurze Einstellungen gewöhnt ist, an schnelle Schnitte und eine flotte Schauspielersprache, der mag erst mal Probleme haben, in Straub/Huillets filmische Auseinandersetzungen mit Schönberg, Böll oder Kafka hineinzukommen. Und wer den manchmal etwas grantigen Grummler Straub mal bei einer Diskussion erlebt hat, wird auch nicht unbedingt sinnliche Assoziationen entwickeln. Aber mit ihrem unbedingten Respekt vor der Wirklichkeit und der seltsam strengen Schönheit ihrer Filme verkörpern die beiden ein in seiner Unbedingtheit einzigartiges Kino. Seit jeher drehen Straub/Huillet ihre Filme mit Originalton, respektieren kategorisch die vorhandenen Gegebenheiten des Drehortes und betrachten Nachsynchronisieren als Todsünde (das alles schon, bevor Lars von Trier auch nur aus den Windeln linste). Ihre Filme sind offen für den Zufall, für Lichtwechsel, für den Wind, das Rascheln der Kostüme, für die persönliche Spreche der Darsteller. Kurz: Die beiden Endsechziger ziehen ohne viel Aufhebens ihr Ding durch. Elftausend Kilometer fuhren Jean-Marie Straub und Danièle Huillet beispielsweise durch Italien, auf der Suche nach einem geeigneten Schauplatz für ihren Opernfilm „Moses und Aron“. Überzeugt und unbeirrbar gehen die beiden seit über dreißig Jahren ihren filmischen Weg, tuckern auf der Suche nach passenden Drehorten mit einem R 4 und einer Bande Katzen durch Europa und blicken mittlerweile auf neunzehn Filme zurück. Das mit dem Tuckern könnte für das im Elsass lebende Paar jetzt allerdings zum Problem werden. Wie das bei ewigen Avantgardisten so ist, schwimmen Straub/Huillet nicht gerade im Geld. Und ihr derzeitiges Auto ist gerade am Auseinanderfallen. Ganz pragmatisch riefen ein paar Freunde der beiden daher eine Sammelaktion ins Leben. Ziel ist der Kauf eines neuen Wagens, und nach Möglichkeit soll es wieder ein Renault sein (Kangoo, ca. 20.000 DM). Spenden sind also höchst willkommen an: Postbank Berlin – Sonderkonto, Stichwort: Straub/Huillet – Kangoo, Kontonummer: 468 723 102, Bankleitzahl: 100 100 10. Die Spender werden nicht genannt.
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