: hans eichel im überflugfieber
Eigentlich wollten wir das oben abgebildete Titelbild unkommentiert stehen lassen, aber dann juckte es doch zu sehr in den Fingern. Denn Coverboy der Dezember-/Januarausgabe des zweimonatlich erscheinenden Magazins der Fluglinie Deutsche BA (British Airways) ist niemand anders als der Überflieger Hans Eichel. „Von wegen farblos“, schreibt sich der High Flyer den blassen Hessen hoch und lässt die Werbeturbinen aufheulen: „Der Finanzminister hat sich zum Shootingstar der Bundesregierung gemausert.“ Gemausert ist schön gesagt – für einen Vogel, dessen Federkleid sich momentan in den schönsten Farben des Geldes zeigt: Ist doch Hans Eichel in den vergangenen Wochen vor allem dadurch aufgefallen, dass er mit den Maschinen der Bundesluftwaffe den Himmel über Berlin und Frankfurt eroberte. Für 7.000 Mark pro Flug. „Richtig oder falsch?“, fragt ganz ungeniert der High Flyer neben den treudeutschen Augen des Sparministers und startet gleich das neue Eichel-Quiz: „Was heute als guter Benimm gilt“. Als guter Benimm gilt es offenbar, den grauen Ministerkopf artig in jede Lobbyisten-Kamera zu halten. Hoffentlich hat der Shootingstar für das Foto-Shooting nicht auch noch ein Honorar kassiert. Aber wozu auch? Die vierseitige Lobeshymne auf den „Siegertypen“ und „Star der Regierung“ ist Honorar genug. „Eichels Erfolg ist harte Arbeit“, jubelt der High Flyer, und es muss für den Autor tatsächlich harte Arbeit gewesen sein, sich solche Mengen Vaseline in die Haare zu schmieren, dass der Kopf ohne größere Reibungsverluste in das zusammengekniffene Arschloch des „Phänomens Eichel“ hineinglitt. Noch schwieriger allerdings muss es gewesen sein, die mit acht Fotos von Eichel ausgestattete Eloge völlig frei von jedem Wort über das Fliegen zu halten – im Werbemagazin einer Airline. Wobei man sich eins doch nicht verkneifen kann: Als kleine Anekdote vermerkt der High Flyer, dass das monumentale Gebäude des Berliner Finanzministeriums, in dem Hans Eichel residiert, früher Hermann Görings Reichsluftfahrtministerium beherbergte. Das nur am Rande. MIR
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
