: Schmierenkomödie
betr.: „Schröder, Fischer und Brüche“, taz vom 9. 1. 01 u.a.
Als Wissenschaftsautor interessiert mich zunehmend die Frage, inwieweit die Medien den Bürger bewusst verdummen. Da läuft „Big Brother“, um die Deutschen an die flächendeckende Überwachung durch eine Million Kameras zu gewöhnen. Rechtzeitig vor den neuen Castor-Transporten wird die Gewaltfrage an Joschka Fischer aufgewärmt und mit der Aufforderung an die Atomgegner serviert, den konsequent verfolgten atomaren Holocaust der Regierenden an ihrem eigenen Volk widerspruchslos hinzunehmen, und alles, alles würde gut.
Kein Wort von den „zunehmenden Übergriffen von Staatsorganen auf die Freiheit der Presse“, so Journalistenorganisationen und Verlegerverbände. Kein Wort von den polizeilichen Übergriffen auf Journalisten mit schweren Verletzungen. Kein Wort von der entfesselten Soldateska, die friedliche Atomgegner – unter ihnen Babys, Kinder und Frauen – brutal überfielen. Haben wir dafür jemals eine Entschuldigung gehört?
Tausende Atomgegner wurden mit Disziplinarverfahren überzogen, drangsaliert oder zusammengeschlagen. Kritische Experten wurden zum Schweigen gebracht und aus ihren Berufen entfernt. Ja, sogar die Warnungen von Präsident Clinton (Oktober 2000), die Atomenergie sei völlig unbeherrschbar und gemeingefährlich, oder der beinahe Super-GAU des britischen Atom-U-Boots „Tireless“ fallen unter „Nachrichtensperre“. Aber die „ach“ so freie Presse übt sich in der Schmierenkomödie „Haltet den Dieb“, macht das Opfer zum Täter und lenkt konsequent von den wahren Problemen ab. HOLGER STROHM, Mölln
Abgesehen davon, dass die gesammelten Ergebnisse Fischers geistiger Turnübungen aus jener Zeit mit Sicherheit den größeren Spaßfaktor aufzuweisen hätten als dieses prollige Bullenklatschen, gibt es nichts Peinlicheres als jemand, der vor 25 Jahren dieses „Schweinesystem“ mit kämpferischer Militanz aus den Angeln heben wollte, nun eben diesem, obwohl strukturell kein Jota verändert, als Vizehäuptling voransteht.
Andererseits hat es Erich Mielke politisch ja auch nicht geschadet, dass er in seiner Jugendzeit in Berlin mal „kräftig hingelangt“ hat. J. ISFORT, Berlin
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