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Da sind Freunde in Deinem Haus

■ Lichter, die niemals ausgehen: Das Hamburger Trio „Tomte“, Indie-Rock und in Stein zu meißelnde große Gesten (nicht nur) vom Leid trunkener Spätjugend

Sympathisch. Eigentlich wollte man es gar nicht mehr sagen. Denn es hatte allzu oft als Entschuldigung herhalten müssen: „Eigentlich gibt es nicht viel zu sagen, aber in dem, was sie tun, sind XY grundsympathisch.“ Sei's drum: Beim Hamburger Indie-Rock-Trio Tomte handelt es sich um eine, tja, durchweg sympathische Band. Was nicht heißt, man könne nicht anderes über sie erzählen.

Da ist etwa der offensiv auf der Bandwebseite platzierte Satz „never been in a bandwettbewerb“ (Balsam für den durch Jahre der Berichterstattung über solche Veranstaltungen verbitterten Schreiber); und man möchte hinzufügen: „es trotzdem zu was gebracht“: Für das Frühjahr ist von Auftritten bei großen Stadionrockschweinigeleien die Rede. Was freilich auch Sache sogenannten Networkings ist, denn das auffällige Interesse, das dem jüngsten, zweiten Tomte-Album Eine sonnige Nacht entgegen gebracht wurde, dürfte durchaus mit Tocotronic zu tun haben. Deren Roadie war Tomte-Sänger Thees Uhlmann, obendrein Autor der Tour-Tagebücher; Tocotronics Jan Müller hatte mit der Produktion von Eine sonnige Nacht zu tun. Und das beste Stück darauf wiederum heißt ja nach dem gleichnamigen Tocotronic- (Tour-) Keyboarder „The Rick McPhail Song“.

Beide Bands eint eine bestimmte (deutschsprachige) Adoleszenz-Emo-Kracher-Tradition: „Natürlich würde es diese Platte nicht ohne Tocotronic geben“, wird Uhlmann in der Spex zitiert, „aber auch nicht ohne Modest Mouse.“ Man bedient sich nicht zuletzt aus einem zwischen Jugendzentren und Musikkneipen auf dem Land und in der Kleinstadt musikalisch sozialisationsstiftenden Kanons von Hard-core und Indie-Rock, die sie mit einer (halben) Generation teilen: „Zum Beispiel SNFU in Gießen/zum BeispielVan Pelt in der Wingst“ heißt es im Stück „Wilhelm das war nichts“, seinerseits ein Smiths-Zitat.

Sich an die führerscheinlosen Zeiten gemeinsamer Fahrten „zu dem Konzert, das so wichtig für Dich ist“ (in: „Eine sonnige Nacht“) zu erinnern, ist dabei keine bloße Nostalgie: „Es ist beruhigend, zu sehen, wie man älter wird“ singt Uhlmann mit verschwindend brüchiger Stimme. Im Gespräch spricht er von „klassischer Rocckarthasis“ und dem Aufräumen der eigenen Geschichte. Wenn dabei doch öfter solch große, mehr alkohol- denn leidtrunkene Gesten wie bei Tomte herauskämen, und Textzeilen, für die die Band in Stein gemeißelt gehörte. Alexander Diehl

mit Nord OK: Sonnabend, 21 Uhr, Tanzhalle St. Pauli (Silbersackstr.)

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