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unterm strich

Festhalten! Es ist festzustellen: Unsere Intellektuellen haben es auch nicht leicht. Ständig faxt die „Reklame- und Meinungsindustrie ... Anfragen ins Land an jeden, der schreiben und reden kann“. Dies berichtet der meist fröhlich, zuletzt gar altersweise gestimmte, nun aber unwirsche Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger in der FAZ.

Wahrscheinlich hat ihn also die FAZ angefaxt. Und was der bewunderungswürdige Herr Enzensberger zurückfaxte, war zum einen eine Absage. Kein Meinungsbeitrag, no, Sir! Es sei, meint Herr Enzensberger, „mehr als zweifelhaft, ob das irgend jemanden außerhalb der Parteizentralen, der Redaktionen und der Meinungsveranstalter“ interessiert.

Zum anderen liefert Herr Enzensbergers aber dann doch einen luziden Beitrag zu einer Metadebatte über unsere Debattenkultur. Er entdeckt hier, etwas frei wiedergegeben, überall kleine Theo Sommers am Werk. Zur „Scheindebatte über das Jahr 1968“: „Kein Vergleich ist den Veranstaltern zu idiotisch, keine moralisierende Geste zu billig, um die Medien zu füttern.“ Alles Schwadroneure außer Papa!

Als Herr Enzensberger noch an den Debatten teilnahm, Ende der Achtzigerjahre, rief er das Fernsehen als „Nullmedium“ aus. Diesen Befund dehnt er inzwischen auf Printmedien aus. Doch während er die „buddhistische Maschine“ Fernsehen milde beurteilte, kanzelt er das leer laufende Debattenfeuilleton hart ab: „Bemerkenswert ist allenfalls der Mechanismus, der dieses immer vollkommenere Vakuum erzeugt.“ Könnte man also folgern, hier artikuliere sich unverblümt ein pauschales Unbehagen an der Debattenkultur. Aber dann folgt noch eine Wendung. Herr Enzensberger weiß nämlich, was wirklich debattiert werden müsste: die Folgen der Globalisierung, die Sicherheit der Altersversorgung, die demografischen Tatsachen, das obszöne Taktieren in der Biopolitik. Das „Kauderwelsch der Gespensterdiskussionen“ diene, so Herr Enzensberger, „nicht zuletzt dazu, die ungelösten Probleme zu eskamotieren, mit denen die Politik sich konfrontiert“.

Also was nun? Ist der Meinungsbetrieb doch nicht per se ein Vakuum? Werden womöglich nur die falschen Anfragen ins Land gefaxt? Lasst uns darüber eine Debatte führen. Sofort! Es hilft nichts: Es muss weitergefaxt werden.

(Kleine Anmerkung: Herr Enzensberger hielt immer darauf, auf dem neuesten technischen Stand zu sein. Aber warum wird bei ihm noch gefaxt? Hat er immer noch keinen Mailanschluss? Und was folgt daraus? Ist Herr Enzensberger noch auf dem Stand der Zeit? Noch eine Debatte!)

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