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Tanker gesunken

Vor der bretonischer Küste ist erneut ein Schiff havariert. Eigentümer ist französischer Staat. Ladung war gelöscht

PARIS taz ■ Fünf Seeleute waren an Bord, als das Benzin-Transportschiff „Îles du Ponant“ in der Nacht zu Mittwoch vor der südlichen Bretagneküste bei Windstärke zehn sank. Durch Zufall entdeckten am Morgen danach ausfahrende Fischer das an der Meeresoberfläche treibende Wrack. Noch Stunden später konnten die Rettungstaucher hören, wie die gefangenen Seeleute von innen gegen die Schiffswände hämmerten. Nur ein einziger, der Maschinist Martin, konnte am späten Mittwochabend durch ein in die Schiffswand gesägtes Loch geborgen werden. Seither suchen die Rettungsmannschaften nur noch nach Leichen.

Die „Île du Ponant“ sank 200 Meter vor dem Strand von La Turballe und den Felsküsten von Croizic, die am Dezember 1999 am stärksten von der „Erika“-Katastrophe betroffenen waren und wo immer noch Ölreste beseitigt werden. Seit Jahren belieferte die „Île du Ponant“ im Auftrag des französischen Ölmultis TotalElfFina die Insel Belle Île mit Benzin. Auf ihrer letzten Fahrt war das 31 Meter lange Schiff auf dem Heimweg. Die Ladung war schon gelöscht. Ob das Schiff als Transportschiff tauglich war, ist fraglich. Mit 25 Jahren war es uralt und hatte einen flachen Rumpf. In der Unglücksnacht herrschte hoher Seegang. Das ist vor der Bretagneküste häufig, aber für solche Schiffe gefährlich.

Nach dem Untergang des Tankers „Erika“ im Dezember 1999, der von TotalElfFina angemietet und beladen worden war, hatte Konzernchef Thierry Desmarest erklärt, sein Unternehmen werde künftig nur noch Tanker benutzen, die jünger als 15 Jahren seien. Zumindest mit der „Îles du Ponant“ ist TotalElfFina rückfällig geworden.

Noch schwerer zu verstehen ist, warum ausgerechnet der französische Staat das uralte Schiff nicht verschrottete. Bei der Londoner Schiffsversicherung Lloyds ist das französische Transportministerium als Eigentümer eingetragen. Das hatte in den vergangenen Monaten dafür getrommelt, alte Tankschiffe aus dem Verkehr zu ziehen, doppelte Schiffsböden einzuführen, die Seefahrtskontrollen zu verstärken und die Hafenbehörden personell aufzustocken.

Die Ankunft der „Îles du Ponant“ war für 20 Uhr im Hafen von St. Nazaire angekündigt. Dass sie nicht ankam beunruhigte die Hafenbehörden offenbar nicht. Die Besatzung der „Îles du Ponant“ hatte kein SOS gefunkt. Nach Angaben der Rettungstruppen hat ein in die Schiffsschraube geratenes Kabel den Unfall ausgelöst. DOROTHEA HAHN

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