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Vernebelte Freunde

■ Dubiose Geschäfte bei Scholz & Friends

In der bekannten Hamburger Werbeagentur Scholz & Friends (S & F) an der Kehrwiederspitze hängt der Haussegen total schief. Wegen geheimnisvoller und dubioser Geschäfte mit der Konkurrenz hat der Großkunde Deutsche Telekom die Agentur verlassen. Ein Werbeetat von rund 60 Millionen Mark ging damit verloren. Nun sind 40 Arbeitsplätze in Gefahr. „Nach vier Wochen unerträglicher Vernebelung“ so kündigte Geschäftsführer Hans Albers am Freitag an, die MitarbeiterInnen heute über die Zukunft der Agenturgruppe zu informieren.

S & F rühmt sich damit, zu den progressiven Unternehmen dieser Branche zu gehören. In der „offenen Atmosphäre unter Freunden“ könnten „besonders frische und einfallsreiche Lösungen für die Probleme der Kunden“ gefunden werden. Seit Jahren betreut S & F mehrere Werbeetats der Telekom (T-Mobil, D1 Medien)

Als nun zum Jahreswechsel Telekom-Konkurrent Viag-Interkom für „Genion“ eine neue Werbeagentur suchte, mit einem geschätzten Werbevolumen von 80 Millionen Mark, passierte das für die Branche Unglaubliche. Der Geschäftsführer der Beliner S & F-Schwesteragentur Jean Baptiste Bonzel und Creativ Director Joachim Schöpfer – noch bei S & F unter Vertrag – gründeten eiligst die Agentur „Nova“ und buhlten fleißig um den fetten Auftrag mit – offenkundig in Kenntnis des S & F-Managements. Es dauerte nicht lange, da machte in der Gerüchteküche der Branche der Nova-Schachzug die Runde.

Die Telekom fühlte sich hintergangen, glaubte zunächst sogar, bei „Nova“ handele es sich um eine S & F-Tarnfirma und kündigte S & F fristlos. Trotz Protestaktionen der „Friends“ schwieg das Hamburger Management bislang zu dem Fiasko. Erst für heute wurde eine Erklärung angekündigt – nach einem Meeting. Kai von Appen

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