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Kutips zum Wochenend

Der Frühling naht. Emsig wird gewerkelt, damit die Schlachte-Flaneure schon bald den Ausdünstungen des eben-dort frisch vertäuten Pfannkuchenschiffes erliegen. Die Pflanzenwelt sieht sich bemüßigt, ihre widerlichen Pollen in empfindliche Nasen zu schleudern. Und Mutter Sonne bringt die Einkaufspassagen langsam aber stetig auf konsumfreudige Betriebstemperaturen. Wie schön, will man da denken. Allein: Man kann es nicht.

Schuld ist, wie immer, der Bossa Nova – vor allem aber Bob Dylan, die peruanischen Anden und überhaupt alle, die auf ihre Weise dazu beitragen, dass den StraßenmusikantInnen der Stoff niemals ausgeht. An jeder Ecke fiedelt und klampft es wieder. Scharen von Indios panflöten bereits wieder ihren „ayayay ich bin so fröhlich“-Sound ins im Grunde noch winterliche Gemüt und die Generation der von der Strafe der späten Geburt gezeichneten Möchtegern-68er fragt uns zum x-ten Male, wohin verdammt nochmal nur die ganzen Blumen gegangen sind. Das fragen wir uns auch. Mehr noch aber fragen wir uns, woher verdammt nochmal in jüngster Zeit zudem noch all diese osteuropäischen Geiger, Sänger und Akkordeonspieler kommen, die diesem bunten Strauß folkloristischer Frühlingsboten eine weitere verzichtbare Note hinzufügen.

Die Antwort ist vermutlich in den Wind geblasen. Doch ganz nebenbei reift eine ganz andere Gewissheit: Wir ahnen, weshalb das realsozialistische Experiment scheitern müsste. Denn kein Staat, der vornehmlich aus Kleinkünstlern, Dirigenten und Tenören besteht, kann dauerhaft bestehen, wenn er nicht auch daran denkt, ein paar Bäcker, Ingenieure und Facharbeiter auszubilden. Nun ist's zu spät, der Sozialismus ist hin, und uns bleibt nur die Hoffnung, spätere Generationen mögen daraus ihre Lehren ziehen – und wenn es nur dazu dienen möge, künftig ohne störende Nebengeräusche den Frühling in den Städten begrüßen zu können. taz

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