: raab vs. schmidt: joseph von westphalen greift england an
Wer ist der größte intelligente TV-Unterhalter? Stefan Raab (links) oder Harald Schmidt? Gestern hatte John Woodhead (Sunday Times) aus internationaler Sicht erklärt, warum er Raab bevorzugt. Zuvor hatte der deutsche Schriftsteller Joseph von Westphalen in der SZ Schmidt in den Himmel gelobt. Im Folgenden antwortet von Westphalen auf Woodhead.
„VORBEI DIE ZEITEN, als die deutschen Debatten noch um die Bewertung der trostlosen deutschen Vergangenheit gingen. Früher, als die dumme Welt noch politisch sortiert war, erschrak das linkslastige Herz, wenn zu vernehmen war, dass irgendein geschätzter Mensch große Stücke von einem rechten Scheusal hielt. Hier und heute stattdessen die keineswegs unbedeutende Sublimation des Schreckens: Ausgerechnet ein Engländer, den wir uns sofort als einen Mann mit Geschmack vorstellen, schätzt Stefan Raabs TV-Umtriebe. Auch wer sich dagegen nicht wehrt, der lebt verkehrt. Früher war die ominöse Obrigkeit der Feind, heute ist es der schlechte Geschmack des Quotenpöbels. Ich weiß jetzt, warum Raab im Ausland so beliebt ist, obwohl er von Tag zu Tag bedeutungsloser wird: Weil er wie kaum ein anderer dem Bild des hässlichen Deutschen entspricht. Grobschlächtige Menschen rühren uns. Sie machen uns unkritisch und milde. Wir sind froh, dass wir nicht so aussehen und nicht so sind, nicht so massig, nicht so laut. Diese Negativprojektion funktioniert vom Ausland aus noch besser. Das Ausland braucht den hässlichen Deutschen. Dem hässlichen Deutschen gegenüber darf der Ami sich freundlicher fühlen, der Franzose eleganter, der Spanier leidenschaftlicher, der Italiener temperamentvoller, der Engländer lässiger, und so weiter. Helmut Kohls unförmiges Äußeres erklärt seine einst erstaunliche Beliebtheit in der großen, weiten Welt. Wenn Harald Schmidt einen Engländer nicht entzücken kann, dann ist das kein Wunder. Er ist zu englisch.“ JOSEPH VON WESTPHALEN FOTO[M]: SAT.1/AP/TAZ
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